„Im weißen Rössl“ : Operettenseligkeit in Lübeck
Von Horst Schinzel
Foto: Olaf Malzahn
Der österreichische Komponist Ralph Benatzky (1884 – 1957) war überaus fleißig. Obwohl er nie eine fachliche Ausbildung erhalten hatte, hat er ein riesiges Oeuvre hinterlassen. Und das ist leider heute weitgehend vergessen. Nur seine Operette „Im weißen Rössl“ mit einem Text des bühnenerfahrenen Theater-Impresarios Oskar Blumenthal wird heute noch ab und an gespielt. Vor zwei Jahren in Kiel, seit diesem Freitag in Lübeck. Und es zeigt sich, dass die zur Entstehungszeit 1930 sehr aktuelle Musik mit jazzigen Elementen bis heute nichts von ihrer Frische verloren hat. Ohrwürmer wie „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ oder „Im Salzkammergut liegt das Glück vor der Tür“ schmeicheln auch heute noch.
Der freischaffende Regisseur Michael Wallner ist in Lübeck durch seine fantasievollen Einstudierungen bekannt. Diesmal stellt er den Wolfgangsee und den Tourismus in den Mittelpunkt seiner Inszenierung. Der See erstreckt sich über die Rampe hinaus und überdeckt den Orchestergraben. Das Orchester spielt hinter einem Gazevorhang im Hintergrund der Bühne. So hat Dirigent Ludwig Pflanz keinen unmittelbaren Überblick auf das Geschehen auf der Bühne.
Auf der – für die romantische Berglandschaft zeichnet Heinz Hauser – stehen im Mittelpunkt in den bunten Kostümen von Angelika Lenz die am Tourismus – damals sprach man noch vom „Fremdenverkehr“ – verdienenden Dorfbewohner. Weil dem Regisseur in Lübeck kein Ballett zur Verfügung steht, müssen einmal mehr die von Joseph Feigl einstudierten Damen und Herren des Chors die Beine schwingen. Dies und das Schwingen von Fahnen tun sie ansprechend im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Die drei Liebespaare dieser Geschichte – die Wirtin Josepha Voglhuber und der Oberkellner Leopold Brandmeier, Sigismund Sülzheimer und Klärchen Hinzelmann und Otto Siedler und Ottilie Giesecke sind mit Sabina Martin, Daniel Szeili, Jörn Kolpe, Annette Hörle, Daniel Jenz und Andrea Stadl gut und zuverlässig besetzt. Feurige Liebhaber sind sie alle nicht. Vor allem Daniel Szeili gibt den Oberkellner Leopold auf weite Strecken doch arg unterkühlt. Dem Premierenpublikum aber gefällt es. Es geizt nicht mit Szenenbeifall und feiert am Schluss alle Beteiligten
Weitere Aufführungen: 29. November, 19.30 Uhr, 31. Dezember, 15.30 und 19.30 Uhr