EISENSTADT/ Schloss Esterhazy: 21.11.2014 – Jugendsinfonieorchester Burgenland
Das heurige Jahresprojekt des Jugendsinfonieorchester Burgenland war aus mehreren Gründen bemerkenswert: Das Motto „Krieg und Frieden“ ist dem Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gewidmet; es kam die Auftragskomposition „Disfonietta“ des österreichischen Komponisten Tibor Nemeth zur Uraufführung und das Konzert konnte – dank Unterstützung der Esterhazy-Privatstiftung – erstmals im wunderbar klingenden Haydnsaal des Schlosses Esterhazy in Eisenstadt aufgeführt werden.
Das Thema wurde mit großer historischer Bandbreite in vielfältigen musikalischen Stilrichtungen behandelt und trotzdem ist ein Programm in unglaublicher Kompaktheit gelungen. Zu Beginn wurde dem Aachener Frieden, der den österreichischen Erbfolgekrieg beendete, mit der „Feuerwerksmusik“ von Georg Friedrich Händel gedacht. Das Zitat von Maria Theresia: „Lieber ein mittelmäßiger Frieden als ein glorreicher Krieg!“ legt Zeugnis von der menschlichen Größe der österreichischen Kaiserin ab. Dieses Auftragswerk des britischen Königs Georg II wurde 1749 in London in der Militärmusikfassung (ohne Streicher) uraufgeführt – das JSOB brachte uns jedoch die von Händel präferierte Konzertfassung zu Gehör. Es folgte – dem Ort und dem Motto gewidmet – der zweite Satz der „Militärsinfonie“ von Joseph Haydn, die den jungen Musikern beeindruckendes Können abverlangte. Die detailreiche, technisch hochklassige Interpretation belohnt die umfangreiche Probenarbeit und die leidenschaftliche Vorbereitung durch das Dozententeam unter der Leitung des Dirigenten und Musikpädagogen Ferdinand Breitschopf. Immer wieder beeindruckt uns der sichere, jubelnd-strahlende Klang der Blechbläser – diesmal besonders der Trompeten, denen ja schon im Vorjahr ein imponierender Aida-Triumpfmarsch gelungen ist.
Ein besonders mutiges Vorhaben stellte die Erarbeitung eines zeitgenössischen Orchesterwerkes, das sich mit dem Gegensatz (oder dem Zusammenspiel?) von Konsonanz und Dissonanz beschäftigt, mit einem Jugendorchester dar. Das Ergebnis zeigt die Ernsthaftigkeit, mit der hier – neben der natürlichen jugendlichen Begeisterungsfähigkeit und Frische – zu Werke gegangen wurde. Ein großes Kompliment an den Komponisten Tibor Nemeth der im Saal anwesend war und dessen „Disfonietta“ es verdient, einem größerem Publikum präsentiert zu werden; an die Musikpädagogen, die sich an diese große Aufgabe heranwagten und nicht zuletzt, sondern ganz besonders an die jungen Musiker, denen möglicherweise gar nicht vollständig bewusst ist, welche großartige Herausforderung sie so souverän bewältigt haben.
Der „klassische“ Teil des Konzertes wurde mit dem „Maskerade-Walzer“ von Aram Khachaturian – der in Robert Dornhelms Verfilmung von Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ verwendet wurde – mit schwungvollem Wohlklang – abgeschlossen.
Themengerecht ging es nach der Pause mit einer Suite aus der „Star Wars“ Serie. Dass diese angsteinflößende, mächtige Musik von John Williams (zum Teil) von Kindern im Volksschulalter in voller Konzentration und Leidenschaft gespielt wurde, löst bei uns Nachdenklichkeit aus: Die Fähigkeiten und Gefühle von kleinen Menschen zu unterschätzen ist ein großer Fehler.
Höhepunkt des zweiten Teils war für uns das Hauptthema aus dem Film „Schindlers Liste“ von John Williams in einer unter die Haut gehenden Interpretation mit dem Violinsolo durch den Konzertmeister Daniel Guillen. Eindrucksvoll – auf den Spuren von Itzhak Perlman!
Drei Songs – Children’s Crusade von Sting, From A Distance von Juli Gold und Viva La Vida von Coldplay – bildeten den Abschluß des Konzertes. Die beiden Sängerinnen Sara Demattio und Ricarda Magedler beeindruckten uns mit schönen, technisch guten Mikrofonstimmen – fernab von jeglichem DSDS – Geschrei.
Bei der Zugabe wurde das Publikum zum Mitsingen beim Refrain von „Auf uns“, einer Hymne auf die Musiker, die Pädagogen und das Publikum, animiert – die Darbietungen auf der Bühne waren zum Glück professioneller – trotzdem hat es Spass gemacht und wir haben am Heimweg festgestellt, dass die Konzerte des Jugendsinfonieorchesters Burgenland zu den emotionalen Höhepunkten unseres Musikjahres geworden sind.
Maria und Johann Jahnas