GENF: I Capuleti e i Montecchi, Grand Théâtre de Genève Opera, konzertante Aufführung vom 30.11.2014
Einen begeisternden Abend leistete sich die Oper Genf mit der konzertanten Aufführung von Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“. Elina Garanca und Ekaterina Siurina waren die beiden Hauptprotagonisten, welche die Aufführung zu einer Sternstunde erhoben haben. Beide Opernstars haben dieses Werk bereits im September 2009 in der Deutschen Oper Berlin konzertant aufgeführt.
Diese Aufführung in gleicher Besetzung fand auch bereits am 27.11.14 am Festspielhaus Baden-‐Baden statt. Dazumal wie heute vermochten die beiden Hauptprotagonisten zu überzeugen und das Publikum zu begeistern. Die dunkel timbrierte Mezzosopranstimme der Elina Garanca als Romeo mit einer immens grossen Spannweite an Gefühlen und Nuancen, stets technisch einwandfrei, stets am Puls des Geschehens in Liebe und Tragik, vermochte zu begeistern. Gehauchte Piani spielten konzentriert mit Fokus und Volumen, furiose Attacken schleuderte ihr Romeo mit Trauer und Verzweiflung mit fester Linienführung und strömender Klarheit.
Ekaterina Siurina ist eine grosse Bühnenpersönlichkeit, sie wirkt jugendlich verspielt, verfügt über eine gute Stimmführung, saubere Artikulation und angenehmes Timbre. Sie fesselt in den Arien wie in den Duetten mit Romeo oder Tebaldo. Mit ihren sicheren Koloraturen wie dramatischen Momenten, gelang ihr eine spektakuläre Darbietung.
Yosep Kangs Tenor fehlte es dagegen an Strahlkraft und auch an darstellerischem Charisma. Tebaldos eröffnender Arien-‐Hit „E serbato a questo acciaro“ im Vortrag verhalten und mit zu wenig fliessendem Legato gesungen, liess jene Begeisterung vermissen, welche diese einzige für ihn wirklich relevante Szene gewöhnlich auszeichnet.
Mathias Hausmann (Capellio) und Nahuel di Pierro (Lorenzo) komplettierten das Ensemble zuverlässig.
Karel Mark Chichon (auch in 2009 der Dirigent) am Pult der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-‐Kaiserslautern hatte sich das vielschichtige Wesen der Musik von Vincenzo Bellini voll und ganz verinnerlicht. Er zeigte Biss und in der Begleitung der Rezitative ein geschmeidig gepflegtes Dirigat. Eine klare Linie und ein überzeugender dramaturgischer Aufbau waren stets zu erkennen.
Der Chor „Choeur du Grand Théâtre de Genève“ wurde unter der profunden Leitung von Alan Woodbridge vorbildlich auf seine gesanglichen Aufgaben vorbereitet und konnte den Tempi des Orchesters somit präzise folgen.
Marcel Paolino