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WIEN/ Staatsoper: LA CENERENTOLA zu leichtgewichtig

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Wien/ Staatsoper CENERENTOLA – ZU LEICHT GEWICHTIG ( 10. Dezember 2014)


Elizabeth DeShong. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Der Applaus plätscherte, der Stehplatz war halbleer und vereinzelt wurde vehement gebuht. Die Rossini-Reprise der „Cenerentola“ war insgesamt zu leichtgewichtig.

Die Absage von Juan Diego Florez lag immerhin schon  Monate zurück. Sein Ersatzmann aus China  Jinxu Xiahou schlug sich wacker – mehr allerdings nicht! Nun erwischte ein grippaler Infekt zusätzlich den 2.Star  des Abends, Ildebrando D’Arcangelo,  und Direktor Dominique  Meyer kam persönlich vor den Vorhang, um den „Einspringer“ Sorin Coliban anzusagen, der die Rolle des Alidoro zuletzt vor 15 Jahren gesungen hatte. Das wahre Problem dieser Vorstellung waren jedoch die vielen „Oper light“-Kandidaten, die von der musikalischen Leitung von Jesus Lopez-Cobos wenig inspiriert wurden und insgesamt überfordert wirkten. Das Schwesternpaar Clorinde und Tisbe etwa – es wurde von Hila Fahima und Juliette Mars verkörpert. Hübsch anzusehen, nett gesungen aber mit viel zu wenig vokaler Substanz. Der Dandini des Koreaners Tae-Joong Yang hat ebenfalls eine zu kleine Stimme – dazu kommen Sprach- und  Stilprobleme. Alessandro Corbelli war schon der sängerische Schwachpunkt bei der schönen, romantischen Muti-Cosi fan tutte im Theater an der Wien. Nun wiederholt er diesen Eindruck bei Rossini. Witzig – aber substanzlos und ärgerlich!

Bleibt auf der Habenseite der „Retter des Abends“ Sorin Coliban als Bettler bzw. Philosoph Alindoro. Er hatte einfach alles: Legato, Humor und einen mächtigen schwarzen Bass. Großartig! Die Interpretin  der Titelrolle war – abgesehen von ein paar allzu engen Höhen im Schluss-Rondo – sängerisch  hervorragend. Eine pastose Tiefe, eine herrliche Mittellage, perfekte Koloraturen. Opernherz was willst du mehr? Leider minderte der optische Eindruck die Gesamtleistung. Die US-Amerikanerin Elizabeth DeShong  gehört in die Kategorie „barocke Figur“ und wirkt in den Kostümen aus den 50er Jahren unfreiwillig komisch. Warum bei den Ausstattern weiße Brautkleider so oft so beliebt sind? Bleibt zuletzt noch der Florez-Ersatzmann aus dem Wiener Ensemble Jinxu Xiahou – er wächst mit dieser Rolle, kommt mit dem Don Ramiro  technisch gut zurecht, verfügt über genügend Material - nur mit den Spitzentönen stößt er an die Grenzen seiner derzeitigen Möglichkeiten. Immer knapp an der Katastrophe vorbei geschrammt! Aber wer kann schon einen Florez vollwertig ersetzen ?

 Wenig Animo kam auch vom Dirigenten des Abends. Jesus Lopez-Cobos wirkte routiniert und lustlos, an den Pulten des Orchesters der Wiener Staatsoper drängten sich die Substituten. Wenigstens der Chor der Wiener Staatsoper (Leitung Martin Schebesta) wirkte inspiriert und voll Enthusiasmus – es wird ihm auch ein wichtiger Part zugemutet. Alles in allem eine Vorstellung, in der man sich auch wieder über die Inszenierung von Eric Bechtolf (Ausstattung Rolf Glittenberg) ärgert. Vor allem die nerv-tötenden Umbau-Pausen, die kindische Auto-Verspieltheit und die infantile Eis-am Stil Symbolik der 50er Jahre vermindern die Wirkung einer allzu banalen Rossini-Deutung, die  musikalisch wie abgestandener Sekt schmeckte.

Peter Dusek

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