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WIEN/ Staatsoper: DIE FLEDERMAUS

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Wiener Staatsoper, Die Fledermaus – 5. Jänner 2015

Es ist eine nette Tradition, dass die Wiener Staatsoper rund um die Silvester-Aufführung der Johann Strauß-Operette “Die Fledermaus” eine ganze Serie dieses Meisterwerks ansetzt. In den schon mehr als antiquierten Bühnenbildern und der Uralt-Schenk-Inszenierung klappt dabei die Rache des Dr. Falke an seinem Freund Eisenstein einmal besser und manchmal schlechter – diesmal sorgte das erfreulicherweise sehr wienerische Ensemble wieder für einen äußerst gelungenen Abend! Dafür sorgte auch Patrick Lange am Pult des Wiener Staatsopernorchesters, der die Damen und Herren Philharmoniker nach dem Mammutprogramm zum Jahreswechsel gut motivieren konnte und für spritzige Operettenkost sorgte.

 Müßig ist es darüber zu diskutieren, ob das Finale II mit der Balletteinlage “Unter Donner und Blitz” heute noch auf einer Staatsopernbühne so zu sehen sein darf. Den anwesenden Besuchern (geschätzte zwei Drittel und gefühlte drei Drittel Touristen) hat es gefallen. Die Scherze und Anspielungen auf Tages- und Kulturpolitik fanden so logischerweise nur wenig Anklang. Die Bemerkung des Frosches, dass man sich auf “DIESEN Franz” (gemeint war das Bilder von Kaiser Franz Josephs) noch verlassen konnte, provozierte keinen einzigen Lacher, da kaum einer den Bezug zum Abgang des GMD Franz Welser-Möst verstand. Damit gleich zu Peter Simonischek, dessen unaufgeregter und nie outrierender Frosch zwar nicht zum Schenkelklopfen anregte, aber mit feinem Witz und Körpersprache überzeugte.

 Von seinen Sängerkollegen seien drei besonders positiv erwähnt: Nämlich Elisabeth Kulman, die nach ihrer diesmal freiwillig gewählten “Auszeit” erfreulicherweise wieder auf die Staatsopernbühne zurückgekehrt ist und einen Prinz Orlofsky vom Feinsten gab. Auffallend, wie sie immer wieder auch in solchen “alten Schinken” neue Facetten aufzuspüren weiß, wie etwa ihren Umgang mit Iwan. Sängerisch ist sie sicherlich am Zenit und man freut sich schon heute auf ihre kommende Herodias und Fricka. Aber auch Adrian Eröd als Gabriel von Eisenstein ließ keine Wünsche offen. Allein von seiner schlanken Statur und mit seiner Beweglichkeit (bis hin zum Handstand auf dem Sofa) punktete er szenisch, sängerisch liegt ihm natürlich diese Rolle (die sowohl einen Tenor als auch einen Bariton verträgt) ideal in der Gurgel. Und schließlich als positive Überraschung: Clemens Unterreiner zeigte nach seinem tollen Faninal, dass er sich als Hausbariton nun endgültig etabliert hat und führte mit starker Persönlichkeit und samtener Stimme elegant durch die Komödie.

 Der Alfred von Norbert Ernst hätte hingegen schon ein wenig mehr italienischen Schmelz vertragen, aber es ist ohnedies erstaunlich, wie vielseitig sein Tenor zum Einsatz kommt, da kann es nicht überall perfekt sein. Alfred Šramek blödelt und spricht sich mehr durch den Gefängnisdirektor Frank, kann man ihm aber deswegen böse sein?

 Eine Auswechslung zur Silvesterbesetzung gab es auch, nämlich die Adele: Die in Paris als Zerbinetta engagierte Daniela Fally wurde durch Ileana Tonca ersetzt. Ihren fehlenden wienerischen Tonfall versuchte sie durch engagiertes Spiel wettzumachen, was ihr manchmal sogar gut gelang, Idealbesetzung stellt sie aber für das wienerische Stubenmädel keine dar. Noch viel mehr gilt dies für Juliane Banse, deren hohen Töne viel zu schrill kamen. Da half es auch wenig, dass sie als gertenschlanke Ungarin im zweiten Akt ihre Verführungskünste voll einsetzte. Eine Rosalinde muss an diesem Haus einfach anders klingen, Beispiele dafür gibt es ja zur Genüge.

 Erfreulich hingegen die Besetzung der Partien des Dr. Blind (Peter Jelosits) und der Ida (Lydia Rathkolb), sie sangen und spielten auf Augenhöhe mit den übrigen Protagonisten. Am Ende erstaunlich lange anhaltender Jubel und viel Stimmung im Publikum.

Ernst Kopica

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