WIEN/ Konzerthaus/ Mozartsaal / Resonanzen : SCHWARZE SPIEGEL
25. 1. 2015 um 11Uhr Vormittag “SCHWARZE SPIEGEL”
Die Bauernkriege in Deutschland und Österreich waren zum Teil religiöser Natur und zum größten Teil wurde natürlich für Freiheit und Ansehen des Bauernstandes gekämpft, allerdings völlig erfolglos. Diese Kriege hatten andere Waffen als heute, aber weniger brutal waren sie ganz sicher nicht.
Zwei Ensembles brachte uns die “Brutalitäten” näher, “Capella de la Torre” mit den “aristrokratischen” Instrumenten Flöten, Schalmeien, Dulzian und Orgel. Die Perkussion geht zur anderen Richtung ebenso, die Bauern bieten die Drehleier.
Manfred Hartl sang zur Drehleier die “Bauernklage” , die Radstädter Klage”, “Die bauren von sanct Pölten” und erzählte die Geschichte zu “Petition der Nürnberger Bauern”, “Sturm auf die Feste Marienberg” und “Schlachtbeschreibung” um das wichtigste zu nennen. Die zweite Drehleier spielte Simon Wascher.
Herren der Wiener Singakademie ließen ein hussisches Marschlied erschallen, von Johann Walter (1496-1570) “Eine feste Burg ist Gott” und “erhalt uns, Herr bei deinem Wort”
Instrumentales spielte man von Benedotto Luschino (1470-1550), Tylman Susato (ca. 1510-1570), Ludwig Senfl (ca. 1486-1542), Martin Wolff (gest. 1502), Bonifacius Auerbach (1495-1562), Josquin Desprez (ca 1450-1521), Thoinot Arbeau (1519-1595), Michael Praetorius (1571-1621), Robert Morton (ca.1443 – ca.1479), Johannes Stahel(16.Jhdt), Brüder Hess, Huldrych Zwingli (1484-1531), Johannes Heugel (um 1510-vor 1585) und Heinrich Isaac (um1450-1517) und noch zahlreiche Anonymi.
Die polyphonen Instrumentalstücke wurden erstklassig von Birigit Bahr Pommer und Flöte, Annete Hils und Regina Hanke spielten Dulzian und Flöte, auf der Posaune blies Falko Munkwitz, Perkussion kam von Peter A.Bauer und Martina Fiedler an der Orgel. Katharina Bäuml ist die Leiterin des Ensembles und spielte die Schalmei.
Ein eindrucksvoller Sonntag, bei dem man viel mitnehmen konnte.
Elena Habermann
WIEN/ Konzerthaus/ Mozart-Saal: 24. 1. 2015: “VIVA LA FAMIGLIA”
Drei mächtige Familie des hohen Mittelalters in Italien. Carrara im Raum Padua, Visconti in Mailand – Pavia und Malatesta in Rimini. Bei diesen Familien waren die jeweiligen Oberhäupter wohl Männer des Schwertes, aber auch immer wieder die Förderer der Künste und so kam es zum Treffen und sprechen mit Petrarca, kein Herrscher aber ein Mann mit viel Einfluss, dessen Prosa höchstes ansehen genoss. Denke man an den Briefwechsel mit Simon Boccanegra oder Cola di Rienzo, aber zurück zum Konzert. Diese drei Familien verbinden Handels und Bündnisabkommen., und auch so manche Eheschließung. Und so wirkten die Musiker einmal an dem, dann wieder am anderen Fürstenhof.
Das Ensemble “La fonte musica” brachte uns genial diese Komponisten näher. Am Hofe der Carrara wirkten Johannes Ciconia (um 1370-1412), Dactalus de Padua (um 1365-1405), und Jacopo da Bologna (14Jhdt.), Bei den Viscontis trifft man Johannes Ciconia, Jacopo da Bologna und Philipoctus da Caserta (14Jhdt.) und Antonello da Caserta (1.H. 15Jhdt). Bei den Malatestas von Rimini kam im Konzert nur Guillaume Dufay (1397 –1474) zu Gehör.
Die reizvoll schönen polyphonen Gesänge wurden von Alena Dantcheva und Francesca Cassinari mit reizvollen Sopranen und Gianluca Ferrarini mit instrumentalen Tenor perfekt umgesetzt. Die Begleitung und auch die instrumentalen Nummern spielten Ermes Giussani und Susanna Defendi auf der Zugtrompete, Teodoro Beau spielt die Viella da gamba, Efix Puleo auf der Fidel und Federica Bianchi zelebrierte die Gotische Orgel. Michele Passotti hatte die Leitung fix in der Hand und spielte wunderbar Laute. In den Liedern werden natürlich die “Herren” verehrt und auch die übermächtige Mutter Kirche kommt nicht u kurz.
Ein fast zu kurzer, aber wunderbarer Abend.
PS.: Welche Bedeutung doch Rimini hatte, was blieb davon, eine Badeindustrie an der Adria, irgendwie schade.
Elena Habermann