Ab 6. Februar 2015 in den österreichischen Kinos
THE INTERVIEW
USA / 2014
Regie: Evan Goldberg, Seth Rogen
Mit: James Franco, Seth Rogen, Randall Park, Diana Bang, Lizzy Caplan u.a.
Da haben die Amerikaner wieder einmal eine ihrer saudummen Mediensatiren gedreht, die noch blöder sind als das, worüber sie sich lustig machen, nämlich ihre schöne alte Fernsehwelt, wo das Entertainment nicht tief genug angesetzt werden will. Idee: Moderator Dave Skylark will mal etwas Besonderes machen, und weil er hört, dass der nordkoreanische Diktator ein Fan von ihm ist, erwägt er ein Interview mit diesem…
Hier hat es den Filmemachern – voran Seth Rogen als einem der Regisseure und zweiter Hauptdarsteller – nicht genügt, sich einen fiktiven ausländischen Staatschef herzunehmen. Und weil es lieber nicht Putin ist (den soll man wohl nicht verärgern) und schon gar kein Chinese (mit denen macht man Geschäfte) und lieber auch kein Araber (die sprengen das Weiße Haus in die Luft), boten sich die Nordkoreaner als „Bösewichte“ an. Und da gleich das Original, Kim Jong-un, wie er leibt und lebt (und wir er auch recht drollig-blöd verkörpert wird).
Dass es Leute gibt, also offensichtlich nicht nur Islamisten, sondern auch andere, denen der Humor dafür abgeht, dass man sich über sie lustig macht – na ja, ein bisschen verstehen muss man es schon. Dergleichen ist übrigens nicht nur den totalitären Apparatschiks vorbehalten – versuchen Sie beim US-Zoll einen Witz zu machen, und Sie werden sehen, was passiert… Humorlosigkeit und Empfindlichkeit sind weit verbreitet.
Als die Nordkoreaner aber nicht einsehen wollten, warum sie sich von einem (noch dazu blöden, aber das spielte vielleicht eine untergeordnete Rolle) amerikanischen Film veräppeln lassen sollten, sind sie mit „Sony Leaks“ ja noch verhältnismäßig harmlos und unblutig vorgegangen – Hacker in „feindliche“ Netze zu schicken, das kann ja heute bald eine Nation, und niemand wird die Asiaten in irgendetwas unterschätzen. Die angedrohten Vergeltungsmaßnahmen, die glücklicherweise heiße Luft waren, schreckten die Amerikaner zuerst, dann plusterte man sich auf für „Meinungsfreiheit“: Man stellte den Film erst ins Netz, jetzt kommt er auch in die Kinos, nachdem noch niemand durch den Besuch Schaden genommen hat.
Und alles, was jetzt zu besprechen wäre, ist eine mäßig gelungene Satire, in der sich James Franco und Seth Rogen eines runterblödeln, Slapstick – Idiotengag, Slapstick – Idiotengag in Endlosschleife, was sie sehr gern tun und auch schon in anderen Filmen gemeinsam gemacht haben. Solange es ein Publikum gibt…
Nun, es ist eine klassische Parodie: Die Show von Dave Skylark (dafür haben sich echte Promis als sie selbst zur Verfügung gestellt, um mitzumachen – sie tun’s ja auch im Leben…) kann nicht albern und primitiv genug sein. Skylark, ein naiver Trottel (James Franco genießt ihn), stellt sich ein Interview mit Kim Jong-un ganz problemlos vor, sein Produzent Aaron Rappaport (damit legt Seth Rogen noch ein bisschen jüdische Selbstparodie darauf) sieht das kritischer, und das CIA wittert Morgenluft: Die beiden, die dem nordkoreanischen Diktator so nahe kommen, sollten doch bitte die Gelegenheit benützen, den Mann gleich zu ermorden… (Das klingt so lustig, aber wir kennen die Memoiren einer Agentin, die darauf angesetzt war, Fidel Castro als Honigfalle zu umgarnen und zu ermorden… das ist also keineswegs aus der Luft geholt.)
Man kommt also nach Nordkorea, in das Land der humorlosen Militärs und der natürlich bildhübschen „Militärin“ (Diana Bang), die sich später als heftige Regimekritikerin entpuppt. Und vor allem erscheint Kim Jong-un in Gestalt von Randall Park als scheinbar lieber Kuschelbär mit Vaterkomplex, den Skylark (auch Vaterkomplex, sie fühlen sich tief verstanden) so lieb gewinnt, dass er sich zum Mord absolut nicht entschließen will…
Dass der Mann dann doch sein „böser Mann“-Gesicht zeigt (und unser Naivling Skylark sich schrecklich wundert, dass alles nicht wahr ist, was er Schönes in dem Land sieht!!!) und unsere Helden gerade noch aus seiner Macht fliehen können – sei’s drum… Hätten Rogan & Franco getan „als ob“, eine Figur à la Kim gezeigt, sie hätten sich viel erspart. Aber wer hätte ihren Film dann überhaupt wahrgenommen?
Renate Wagner