WIENER STAATSOPER: „SIMON BOCCANEGRA“ am 1.2.2015
Leo Nucci. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Da standen schon einige Jahrzehnte Bühnenerfahrung auf der Bühne. In der letzten Aufführung dieser Serie merkte man bei Leo Nucci leider die körperliche Anstrengung schon recht deutlich. Natürlich weiß er um die Schlüsselstellen und konzentriert sich darauf, aber die Ermüdung ist unverkennbar: Sein Gegenspieler Ferruccio Furlanetto behilft sich mit der Verwendung von vorgekauten Vokalen und harter Diktion (Come un fantasma). Trotzdem (oder vielleicht deshalb) wird das Duett zwischen den beiden alten Haudegen zu einem eindrucksvollen Disput zweier alter Männer, die ihre ursprünglichen Träume begraben müssen. Der im Hintergrund agierende Dogenmacher, der von Simone schließlich für ihn unverständlicherweise als Brautwerber abserviert wird und so seine tödlichen Intrigen spinnt, wird von Marco Caria mit starkem, schönen Bariton gestaltet und aus dem Nebenrollen-Eck geholt. Barbara Frittoli hat ihre Stimme gut unter Kontrolle und kann bis auf ganz wenige scharfe Höhen überzeugen, während Stefano Secco als ihr Liebhaber zu sehr nach einem (guten) Charaktertenor klingt und eine sinnliche Stimmfärbung vermissen lässt. In den kleinen Partien sind Dan Paul Dumitrescu als Pietro, Jinxu Xiahou als Hauptmann und Arina Holecek als Dienerin tadellos, ebenso wie der von Thomas Lang einstudierte Chor. Philippe Auguin am Pult setzt keine besonderen Akzente.
Wolfgang Habermann