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BERLIN/ Komische Oper: EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL von Oscar Straus

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Sensationserfolg an der Komischen Oper Berlin: „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus (Vorstellung: 5. 2. 2015)

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Dagmar Manzel (links) als Vater und Max Hopp als Tochter (Foto: Iko Freese / drama-berlin.de)

 Einen sensationellen Erfolg feierte die Komische Oper Berlin mit der Produktion „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus. Die musikalische Komödie in zwei Akten, deren Libretto Alfred Grünwald nach der Komödie Mademoiselle ma mère von Louis Verneuil verfasste, wurde 1932 in Berlin – wenige Monate vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten – mit der gefeierten Operettensängerin Fritzi Massary uraufgeführt, für die Oscar Straus in den 20er Jahren viele seiner Werke schrieb.

 Die Handlung kurz zusammengefasst: Der gefeierte Operettenstar Manon Cavallini ist der Schwarm aller Männer. Auch Raoul Severac, der allabendlich ihre Vorstellung im Theater besucht, ist der Diva hoffnungslos erlegen – sehr zum Unmut der jungen Lucy Paillard, die in den netten Junggesellen vernarrt ist und es sich in den Kopf gesetzt hat, ihn zu heiraten. Sie bittet den Bühnenstar daher, auf Raoul zu verzichten und ihn ihr zu überlassen. Was sie nicht weiß: Manon ist ihre Mutter! Diese äußerst verzwickten Familienverhältnisse brodeln also hinter den Kulissen des schillernden Operettenbetriebs, wo ohnehin der schöne Schein regiert.

 Regisseur Barry Kosky, lange Jahre Co-Direktor des Schauspielhauses in Wien und zurzeit  Intendant der Komischen Oper Berlin, hatte die Idee, die Operette als Zweipersonenstück für zwei singende Schauspieler anzulegen „und zu einer verrückten Farce zuzuspitzen“, wie er es in einem Interview für das Programmheft formulierte. Mit den beiden Darstellern Dagmar Manzel und Max Hopp hatte er wohl einen Glücksgriff gezogen und mit ihnen ein „Operetten-Kabarett“ von 90 Minuten (ohne Pause) auf die Bühne gezaubert, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Kreativ auch die Lichteffekte (Beleuchtung: Johannes Scherfling) und die oftmals schrillen Kostüme von Katrin Kath.

 Dagmar Manzel spielte insgesamt sechs Rollen, darunter den Star Manon Cavallini und ihren Verehrer Raoul Severac sowie Léon Paillard, den Vater ihrer Tochter Lucy. Max Hopp stellte sogar 12 Personen dar, darunter die Tochter Lucy und alle Verehrer der Manon Cavallini sowie weitere kleinere Rollen. Es war unglaublich, wie die beiden in Sekundenschnelle sich verwandelten und sogar zwei Personen gleichzeitig glaubhaft darstellten (links und rechts anders gekleidet und frisiert). Eine Meisterleistung, die mehr als kabarettreif war und das Publikum immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinriss. 

 Phänomenal auch, dass sie beide stimmlich glänzten – in den verschiedensten Stimmlagen! Dagmar Manzel oftmals in tiefer Bassstimme und Max Hopp in hohem Sopran. Während Dagmar Manzel die beiden Hauptschlager Eine Frau, die weiß was sie will und Warum kann eine Frau nicht ein Verhältnis haben? mit Augenzwinkern und guter Stimme zum Besten gab, brillierte Max Hopp immer wieder mit komödiantischem Spiel, das die Lachmuskeln der Zuschauer überreizte. Andererseits war auch Dagmar Manzel in manchen männlichen Rollen kaum wiederzuerkennen wie beispielsweise als Vater von Lucy. Zu loben ist auch die große Wortdeutlichkeit beider Darsteller, sodass die frivol-frechen Texte auch ohne Übertitel das Publikum bestens unterhielten.

 Kabarettreif agierte einige Male auch Adam Benzwi, der schwungvoll das gut disponierte Orchester der Komischen Oper Berlin leitete und einige Passagen der Partitur tänzelnd und mitsingend dirigierte!

 Nach eineinhalb Stunden Spieldauer nicht enden wollender Applaus des restlos begeisterten Publikums, wobei sich viele Bravorufe, lautes Gejohle und zustimmende schrille Pfiffe unter den Beifall mischten. Schon lange nicht einen solchen Jubel in einem Opernhaus erlebt!

 Udo Pacolt
 

 

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