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WIEN/ Volksoper: CARMEN EINE ZEITLOSE PARABEL MIT NEUER MICAELA

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Wiener Volksoper: CARMEN – EINE ZEITLOSE PARABEL MIT NEUER MICAELA ( 6.2.2015)

Die Volksoper bietet eine  neue, junge Carmen: Martina Mikelic – aus Kroatien –  ist schlank und großgewachsen, singt mit dunkler, pastoser  Mittellage und meistert die Höhen souverän. Opernherz was willst Du mehr? Eine bessere Inszenierung beispielsweise! Die Inszenierung von Guy Joosten (Bühne Johannes Leiacker) verlegt die Carmen von Bizet in die finstere Hinterbühne eines Schmuggler-Depots. Sie passt weder zur Musik noch liefert sie Platz zum Spielen. Immerhin ist die restliche  Besetzung adäquat: das Volksopern-Orchester unter Gerrit Prießnitz vermittelt  Schwung und Lebensfreude. Mirko Roschkowski ist ein etwas zu behäbiger  Don José – er ist mehr Biedermann denn „Latin Lover“. Aber der in Dortmund geborene Tenor  singt sich im Laufe des Abends frei, die Höhen sitzen und am Ende hat man Mitleid mit dem „Antihelden“. Ein Rollendebüt für die Volksoper war auch die erste Michaela von Renate Pitscheider. Die Steirerin präsentiert sich  mit samtig-dunkler Mittellage und  üppig-strahlender Höhe. Mit der großen Arie geht sie wieder beim Publikum „abräumen“. Ein Sonderlob für die  zierliche Gegenspielerin von Carmen! Bleiben zu erwähnen – der aus dem Vollen schöpfende Escamillo von Sebastian Holecek, der im Juni an die Staatsoper zurückkehren wird (als Pizarro), das ausgezeichnete Freundinnenpaar Frasquita und Mercedes, das von Martina Dorak und Christiane Marie Riedl herzerfrischend gespielt und gesungen wird. Positiv fielen auch Günther Haumer als eleganter Morales und Petar Naydenov als ruppiger Zuniga auf. Josef Luftensteiner und Thomas Sigwald fielen hingegen als Dancairo und Remendado nur wenig auf. Der Chor hatte wenigsten im Finale seinen großen Auftritt. Da stehen die Damen Herren des Volksopern-Chores in den Logen neben der Bühne und kommentieren einen Stierkampf, der in der Arena ebenso stattfindet wie davor. Denn Carmen ist selbst in einer hässlichen Inszenierung eine zeitlose Parabel und die Volksoper liefert wenigstens musikalisch eine vielversprechende – deutschsprachige – Version. Hingehen! Es zahlt sich aus!

Peter Dusek

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