Metropolitan Opera im Kino (Cineplexx Erding): IOLANTA / HERZOGS BLAUBARTS BURG 14.02.2014:
Mit einem ungewöhnlichen Zweiteiler lockte die Metropolitan Opera New York am 14.02. wieder Opernfans weltweit in die Kinos: Auf dem Programm standen die beiden Einakter „Iolanta“ von Peter I. Tschaikowsky und „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartok. Die meisten Zuschauer waren wohl wegen Anna Netrebko in der Rolle der Iolanta gekommen. Ihre Darstellung der blinden Prinzessen war denn auch einer der Höhepunkte des Abends, aber auch die Gesamtkonzeption der Inszenierung und die Leistungen der übrigen Protagonisten lohnten den Kinobesuch. Regisseur Mariusz Treliński ließ beide Opern in realistischen Sujets spielen, in Iolanta in einer Hütte im Wald und in Blaubarts Burg in einem herrschaftlichen Haus, sorgte aber mit Videoinstallationen und Lichteffekten für eine surreale Atmosphäre, um das Märchenhafte beider Geschichten zu verdeutlichen. Die modernen Kostüme zeichneten sich durch große Eleganz aus und waren sehr schön anzusehen. Ein durch und durch ansprechendes Konzept von Zielinski Treliński und seinem Team bestehend aus Boris Kudlicka (Bühnenbild), Bartek Macias (Video), Marc Heinz (Licht) und Marek Adamski (Kostüme). Auch musikalisch blieben keine Wünsche offen. Anna Netrebko zeigte als Iolanta ihr ganzes Können und interpretierte die schwelgerische, melodienreiche Musik Tschaikowskys nahezu ideal. Piotr Beczala liegt die Rolle des Ritters Vaudémont ebenfalls sehr. Mit seiner hellen glanzvollen Stimme bewältigt er seine Partie souverän und machte vor allem die Duette mit Netrebko zu einem besonderen Erlebnis. Einer der musikalischen Höhepunkte der Oper ist dem Bariton vorbehalten: Die „Mathilden-Arie“ des Robert. Alexey Markov sang sie mit viel Verve und zeigte seinen kraftvollen, klangschönen Bariton von seiner besten Seite. Elchin Azizov als König René und Alexei Tanovitski als Ibn Hakia komplettierten die hervorragende Sängerriege. Valery Gergiev und das Orchester der Metropolitan Opera achteten sehr darauf, die Sänger nicht zu überdecken, brachten aber trotzdem Tschaikowskys üppige Musik voll zur Geltung. „Herzog Blaubarts Burg“ bot einen reizvollen Gegensatz zum „Happy End-Märchen“ Iolanta. Treliński kreierte eine düstere, bedrohliche Atmosphäre, die sehr gut mit der geheimnisvollen, mal kleinteiligen, mal in großen Bögen auftrumpfenden Musik Bartóks – meisterhaft dirigiert von Valery Gergiev – harmonierte. Nadia Michael als Judith und Mikhail Petrenko zeichneten packende Portraits ihrer Figuren. Michael war eine neurotische, einerseits nach Zuneigung gierende, andererseits jeglichen Annäherungsversuch von Blaubart zurückweisende Frau. Petrenko der düstere, geheimnisvolle Mann, der die dunklen Abgründe seiner Seele nicht bezwingen kann und die geliebte Judith letztlich –wie vorher auch seine vorherigen Frauen – tötet. Beide boten auch eine ansprechende musikalische Leistung. Insgesamt ein sehr interessanter Abend, mal abseits des gewohnten Opernrepertoires.
Gisela Schmöger