WIENER STAATSOPER: ”TOSCA” am 24.3.2015. Giordani statt Giordano
Marcello Giordani. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn
Es war ein weise Entscheidung. Marcello Giordani sang einen überaus eindrucksvollen Mario Cavaradossi, höhensicher wie immer, perfekt in der Phrasierung mit viel Luft, die er bei diesem Dirigat auch brauchte. Beide Arien bekamen zu Recht Applaus und das “la vita mi costasse” und “Vittoria” saßen super, auch seine große Agression gegen Scarpia wirkte sehr glaubwürdig. Seine Tosca war Norma Fantini, eine derzeit der besten Interpretinnen dieser Rolle. Die Stimme wirkte sehr erholt und ihre Gestaltung hat soviel menschliche Wärme, man leidet mir ihr und hat volles Verständnis für ihren Mord aus Notwehr. Musikalisch wird auch bei den größten Ausbrüchen immer stilistisch sauber auf die Intonation geachtet, sowie sehr auf die Pianokultur. Das Gebet war das Gebet einer Verzweifelten und ging wirklich unter die Haut. Nicht so gut der Scarpia von Marco Vratogna. Ihn habe ich schon wesentlich besser in dieser Rolle gehört und gesehen. Ich kann mit nur vorstellen, dass er etwas vergrippt angetreten ist. Dass er sich so schnell so verschlechtert hat, kann ich einfach nicht glauben. Für ihn waren die stark gezogenen Tempi des am Pult werkenden Philippe Auguin absolut keine Hilfestellung, ganz im Gegenteil. Warten wir die nächste Vorstellung ab.
Als Angelotti wieder Ryan Speedo Green, und wieder nicht überzeugend, ebenso wie Il Hong, der sich in der Rolle des Mesners so gar nicht wohlfühlt. (Wie gut war er erst unlängst als alter Gefangener in der Lady Macbeth.) Gut getroffen, sowohl stimmlich als auch darstellerisch Benedikt Kobel und Marcus Pelz als schmieriger Spoletta und kriecherischer Sciarrone. Alexandru Moisiuc war ein wuchtiger Schließer. Das Kind der Opernschule Mattheus Sinko sang den Hirten ausgezeichnet.
Wie schon vorhin beschrieben, Philippe Auguin hatte einen extrem “langsamen” Abend. Da blieb von der Spannung der Musik gar viel auf der Strecke.
Der Chor unter Martin Schebesta sang das Wenige präzise wie immer.
Eine Probe für die Te deums Prozession wäre nicht schlecht, damit die Abstände der Auftretenden (Kardinäle, Ministranten, Schweizer Garde, diverse Würdenträger) wieder stimmen. Wenn man die von der vorangegangenen Direktion eingesparten Auftritte wieder aufnehmen könnte, wäre die Kirche voll und die Prozession hätte die gleiche Schönheit wie bei der Premiere. Ansonsten wirkte die Vorstellung sehr gut geprobt und man merkt das Alter der Inszenierung nur daran, dass noch in Kostümen agiert wird und nicht in Straßenkleidung.
Wolfgang Habermann