Dresden / Semperoper: 5. KAMMERABEND DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN – KAMMERMUSIK-AUSTAUSCH MIT DEM GEWANDHAUSORCHESTER LEIPZIG – 25.3.2015
Die Kammerabende der Sächsischen Staatskapelle Dresden gehen auf den, 1854 von Mitgliedern der Königlich-sächsischen musikalischen Kapelle (nach 1918 Sächsische Staatskapelle) gegründeten Dresdner Tonkünstler-Verein zurück.
Im Gegensatz zu anderen Tonkünstlervereinen war dessen Anliegen das Kennenlernen bisher nicht einstudierter Werke der Vergangenheit und Gegenwart, die eigene Weiterbildung der Musiker bei gemeinsamem Musizieren und das Mitwirken ohne Vergütung, weshalb bei dem 1964 ins Leben gerufenen, seither alljährlich stattfindenden Kammermusik-Austausch mit dem Gewandhaus-Orchester Leipzig erst organisatorische Voraussetzungen geschaffen werden mussten, damit die Leipziger auch ohne Vergütung nach Dresden kommen. Ihr Gastspiel wird nur durch Gegengastspiele der Dresdner in Leipzig ausgeglichen. Ungeachtet dessen findet aber jedes Jahr dieser Kammermusik-Austausch statt.
Zum 5. Kammerabend der Sächsischen Staatskapelle Dresden kamen fünf Musiker des Gewandhausorchesters Leipzig, Edgar Heßke, Klarinette, Andreas Seidel, 1. Violine, Karl Heinrich Niebuhr, 2. Violine, Ivan Bezpalov, Viola und Axel von Huene, Violoncello, nicht von den ersten Pulten, aber mit drei sehr bekannten, auf der Beliebtheitsskala des Publikums sehr weit oben stehenden, Werken von C. M. v. Weber und W. A. Mozart.
Die Leipziger Musiker boten diese großartigen Werke in dem ihnen eigenen Stil, anders als gewohnt. Bei so oft und in exzellenter Ausführung zu hörenden Werken bleiben natürlich die extrem virtuosen und ausdrucksstarken Interpretationen im Gedächtnis und fordern zum Vergleich heraus. Die Gewandhaus-Musiker spielten angenehm, mit warmem Ton und Musizierfreude, nicht auffallend und nicht in Extreme verfallend, einfach locker und leicht und nicht unbedingt bis in die letzten geistigen Tiefen auslotend, mitunter aber schon mit einem leichten Anflug an Dramatik und immer gefällig. Vor allem die Streicher pflegten ein gutes, solides Musizieren mit Freude an der Musik, und die Klarinette wagte als dominierendes Instrument zuweilen auch einige temperamentvollere „Ausflüge“.
Den Anfang des Programmes bildete C. M. v. Webers „Klarinettenquintett B‑Dur“ (op. 34), bei dem manche Piani kaum hörbar gerieten – schließlich dürfte die Akustik der Semperoper für die Musiker ungewohnt gewesen sein -, aber es gab auch keine Härten. Danach erklang Mozarts „Streichquartett G‑Dur“ (KV 387), bei dem vom Primarius mehr Beschaulichkeit als Vehemenz ausging. Bei gutem Zusammenspiel steigerten sich die Ausführenden im Laufe des Abends immer mehr, so dass Mozarts „Klarinettenquintett A‑Dur“ (KV 581) als „krönender Abschluss“ ausgeglichen und harmonisch und auch mit etwas vehementeren Anklängen die Zuhörer erfreute. Mit relativ langsamen Tempi und innerer Ruhe boten die Leipziger Musiker an diesem Abend solide Kammermusik in unbeschwertem Musizieren – sehr zur Freude des Publikums.
Ingrid Gerk