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WIEN/ Staatsoper: AIDA

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WIENER STAATSOPER: 28. 3. 2015: “AIDA”

 
Luciana D’Intino war das Ereignis des Abends. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

Luciana D´Intino als Amneris ist ein sensationelles Ereignis. Das ist dramatischer Verdi pur, sie vermittelt mit dieser starken stimmlichen Ausdruckskraft die Erinnerung an Zeiten der göttlichen Giulietta Simionato. Auch sie kann die Rolle so faszinierend gestalten, man muss sie nicht sehen und feststellen ob sie “spielt”, denn da kommt alles was Verdi wollte mit der Stimme, und das sollte die erste Stelle der Gestaltungskunst eines Sängers sein. Rollendeckender geht’s nicht mehr und man würde sich freuen diese Sängerin bald wieder zu erleben, beispielsweise als “Eboli”. Ihre versklavte Gegenspielerin Aida wird von Sondra Radvanovsky eher sehr dramatisch angelegt. Eine zarte unterwürfige Sklavin ist das nicht, eher sehr trotzig, sie wartet nur auf die Gelegenheit, um aufzumucken. Vorgetragen wird diese Aida stimmlich sehr ausgereift und perfekt, die Pianohöhen klingen großartig, im Forte hört man (zu) viel Metall, aber diese gewisse Zärtlichkeit und Wärme für die Aida geht doch etwas ab.

Zwischen diesen beiden Stimmkalibern wird Jorge de Leon als Radames ziemlich aufgerieben. Eine sehr schön timbrierte Stimme, für den Radames etwas sehr lyrisch, was mir persönlich gut gefällt, aber er muss doch sehr an seine Grenzen gehen. Das “Celeste Aida” wurde ordentlich präsentiert und auch mit reichlich Applaus bedacht. Sehr gut gelang auch der Nilakt, da schien er wirklich ohne Probleme. Diese heikle Tessitura kam ihm sehr entgegen. Franco Vassallo war endlich wieder ein Amonasro voll dramatischer Effekte, ein wilder beleidigter König, der nur auf Rache sinnt und dabei ohne Rücksicht seine Tochter opfert. Vassallos “Sua padre” und “dei faraoni, tu sei la schiava” ließen Verdifans die Herzen höher schlagen, endlich wieder eine italienische Prachtstimme, die es bringt wie geschrieben.

Ramfis ist ein mächtiger Priester, dies beweist Sorin Coliban mit Stimme und Erscheinung. Wirklich schön und musikalisch einheitlich wurde dadurch die Tempelszene und auch der Gerichtsakt. Ein kein allzu präsenter König ist Ryan Speedo Green, der leider alles über eine Walze vorträgt. Wird er zuviel eingesetzt und kann dem Druck nicht standhalten ? Dass er von der Maske im Stich gelassen wurde, dafür kann er nichts. Aber ein Pharao mit schwarzen Rauschebart, das geht denn doch nicht! Olga Bezsmertna ist eine Luxusbesetzung für die Priesterin, ebenso wie Jinxu Xiahou als Bote.

Der Chor unter Thomas Lang sang ausgezeichnet, auch die gefürchteten Priester Tenor Passagen im Triumphakt kamen tadellos.

Das Ballett tanzte sicher und gekonnt, sowohl die Tempelszene, die schon in der Originalfassung enthalten ist, als auch das für Paris komponierte des Triumphaktes. Die Ausstattung wurde einst vermutlich aus Hollywood-Restbeständen zusammengestellt. Aber gut, dass wir diese haben und hoffentlich noch sehr lange!

Am Pult stand Philippe Auguin und bemühte sich diesmal um mehr Schwung als in der vorangegangen “Tosca”. Warum er wieder beim Bariton schleppte, ist wohl sein Geheimnis.

Elena Habermann

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