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LINZ: L’AMOUR DE LOIN von Kaija Saariaho

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Finnische Oper in Linz: „L’amour de loin“ von Kaija Saariaho (Vorstellung: 7. April 2015)

 Im Linzer Musiktheater am Volksgarten wird zurzeit das Erstlingswerk der inzwischen in der Opernwelt bekannt gewordenen finnischen Komponistin Kaija Saariaho aufgeführt: „L’amour de loin“ („Die Liebe aus der Ferne“). Die Oper um den französischen Troubadour Jaufré Rudel aus dem 12. Jahrhundert wurde im Jahr 2000 mit großem Erfolg bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt.

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Die einzelnen Szenen wurden von Tänzern – im Bild Bonnie Paskas und Samuel Delvaux – mit “€žBewegungsbildern€” untermalt (Foto: Ursula Kaufmann)

 Die Handlung der Oper, deren Libretto Amin Maalouf in poesievoller Sprache verfasste, in Kurzfassung: Überdrüssig des Lebens sucht der Prinz von Blaye und Troubadour Jaufré Rudel nach Inspiration durch eine neue Liebe. Von den Erzählungen eines Pilgers fasziniert, verliebt sich Jaufré in die auf der anderen Seite des Meeres lebende Clémence, Gräfin von Tripoli. Ohne sie jemals gesehen zu haben, besingt er ihre Schönheit und Tugend. Durch den sich zwischen den beiden Welten bewegenden Pilger erfährt auch Clémence von Jaufrés Liebesliedern und verliebt sich in den ihr fremden Mann. Beide fürchten jedoch eine Begegnung, könnten doch ihre Wunsch- und Traumbilder der Realität vielleicht nicht standhalten und zerstört werden. Schließlich macht sich Jaufré mit dem Pilger auf den weiten Weg nach Tripoli. Furcht, Hoffnung und Sehnsucht lassen ihn auf See schwer erkranken. Als er endlich in die Arme seiner Geliebten sinken kann, stirbt er.

 Ihre Beweggründe zur Komposition der Oper erklärte Kaija Saariaho folgendermaßen: „Sie faszinierte mich sofort. Sie war das, was ich suchte, ein Märchen über Liebe und Tod, einfach und linear. Ich suchte nichts Dramatisches, nichts mit großen Eifersuchtsausbrüchen. Und schließlich fühlte ich: Ich bin der Troubadour, der Musiker, und ich bin die Frau, die in einer fremden Kultur lebt…“

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Martha Hirschmann als Pilger und Martin Achrainer als Troubadour (Foto: Ursula Kaufmann)

Kaija Saariaho, die für ihr Erstlingswerk auch originale Melodien von Jaufré Rudel adaptierte, wurde durch Messiaen und Debussy inspiriert und komponierte impressionistisch-verzaubernde Klangbilder, die den großen Erfolg der Oper erklären. In Linz wurde die Produktion in französischer Sprache mit Übertiteln in Deutsch (Übersetzung: Karin Dietrich), Englisch (George Hall) und Tschechisch (Ludmila Tytylaková) dargebracht.

 Die Inszenierung dieser Opernrarität, die nach ihrer Uraufführung in Salzburg mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, schuf Daniela Kurz, die in Linz bereits mit einigen Regiearbeiten begeistern konnte. Sie zeichnete auch für Choreographie, Bühnenbild und Kostüme verantwortlich und schaffte es, wunderbare ästhetische Bilder auf die Bühne zu bannen, die eindrucksvoll die beiden Welten der Liebenden symbolisieren. Ihre Kostüme waren vorwiegend in Rot gehalten, ihre Choreographie des Bewegungsensembles sehr einfallsreich und stimmungsvoll. Eine beeindruckende Leistung!

Als Pilger zwischen den beiden Welten, der die Lieder des Troubadours Clémence, der Gräfin von Tripoli, gesanglich überbringt, überzeugte die Mezzosopranistin Martha Hirschmann stimmlich wie darstellerisch. Als Clémence hatte die Sopranistin Gotho Griesmeier im fünften und letzten Akt ihre stärksten Momente, als sie in der Zitadelle mit Ungeduld die Ankunft des Troubadours erwartet. Nachdem er in ihren Armen verstorben ist, beklagt sie in poetischen Worten: „Jetzt bist du es, der fern ist. Jetzt bist du die Liebe aus der Ferne.“

 Mit dunkel gefärbter Baritonstimme und subtiler Darstellung zeichnete Martin Achrainer den Troubadour Jaufré Rudel, der mit Phantasie und Leidenschaft seine Liebeslieder über die ferne Frau schreibt und schließlich auf dem Schiff erkrankt und in den Armen seiner Angebeteten stirbt.

 Das kreativ choreographierte „Bewegungsensemble“, wie es im Programmheft genannt wird, wurde von den Tänzern Bonnie Paskas und Samuel Delvaux angeführt. Die Leitung des Chors hatte Georg Leopold inne.

 Das stets hervorragend disponierte Bruckner-Orchester Linz wurde vom niederländischen Dirigenten Kasper de Roo sehr einfühlsam geleitet und brachte die Partitur der Komponistin in allen Facetten zum Erklingen, wobei die Bläser und Pauker besonders auftrumpften.

 Am Schluss starker Beifall des Publikums mit einigen Bravorufen für die drei Protagonisten.

 Udo Pacolt

 

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