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WIEN/Staatsoper: ANNA BOLENA . Scheidung auf Englisch

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WIEN/ Staatsoper - “ANNA BOLENA” – Scheidung auf Englisch – am 10.4. 2015


Margarita Gritskova, Anna Netrebko. Foto: Wiener Staatsoper /Pöhn

 Nun hat die Produktion aus dem Jahr 2011 auch ihre weite Reise nach Japan unbeschadet überstanden und ist wieder in Wien gelandet. Noch schöner ist, dass die Ausflüge von Anna Netrebko zur Lady Macbeth der Stimme in keiner Weise geschadet haben. Die Stimme ist eher runder geworden und es gelingt ihr scheinbar müheloser Schöngesang, der aber nicht bloßer Selbstzweck bleibt, sondern die Verzweiflung der abservierten Gattin begreifbar macht. Als Giovanna gab Ekaterina Semenchuk ihr Rollendebut. Nachdem sie ziemlich grobschlächtig gestartet war, fand sie aber rasch auch zur ruhigen Gesangslinie und das Duett der beiden Damen geriet wieder einmal zu einem Höhepunkt der Oper. Auch der Percy von Celso Albelo war ein Rollendebut. Die helle, leichte und bewegliche Stimme ist für diese Partie ideal. Auch die Acuti bereiten ihm keinerlei Schwierigkeiten. Der Enrico war, wie schon in der letzten Serie Luca Pisaroni. Optisch wirkt er wesentlich eleganter als sein historisches Vorbild, wie es Holbein überliefert hat. Stimmlich versteht er wunderbar zwischen dem werbenden Liebhaber und dem berechnenden Herrscher zu differenzieren. In der Rolle des Smeton bewies Margarita Gritskova, dass ihr die Stiefel der Premierenbesetzung nicht zu groß sind. Von der voluminösen Tiefe bis in die hohen Register schön auf Linie gesungen und den verliebten Knaben und naiven Unglücksbringer glaubhaft gespielt. Es ist der Oper zu wünschen, dass ihr dieses Ensemblemitglied lange erhalten bleiben möge, auch wenn der Sängerin natürlich eine große Karriere zu wünschen ist. Als Hervey ergänzte Carlos Osuna ebenso untadelig wie Dan Paul Dumitrescu als mitgehangener Bruder der Anna.


Anna Netrebko, Ekaterina Semenchuk. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Am Pult stand mit Andriy Yukevych erstmals eine Alternative zum Premierendirigenten und nachdem das Blech sich während der Ouverture darauf besann, dass an diesem Abend der Strauss-Modus auszuschalten ist, gelang eine stimmige Wiedergabe. Auch der von Thomas Lang einstudierte Chor trug das Seine zu der sehr gelungenen Aufführung bei. Der Jubel am Ende war durchaus berechtigt, auch wenn ein einzelner offensichtlich mit der Leistung von Luca Pisaroni nicht einverstanden war.

Wolfgang Habermann

 

 

 

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