München: Bayerisches Staatsballett: „ROMEO UND JULIA“ – Münchens ideale Besetzung – 8.4.2015
Auf dem Foto: Ivy Amista (Julia), Tigran Mikayelyan (Romeo) (c) Charles Tandy
Kurz vor der am 18.04. beginnenden Ballettfestwoche, in der der zeitgenössische Tanz im Vordergrund stehen wird, zeigte das Bayerische Staatsballett am 08.04. noch einmal einen Repertoire-Klassiker: „Romeo und Julia“ in der Choreographie von John Cranko (Bühne und Kostüme: Jürgen Rose) mit Ivy Amista und Tigran Mikayelyan in den Hauptrollen. In diesen beiden hat das Staatsballett wohl die derzeit ideale Besetzung für das berühmteste Liebespaar der Welt gefunden. Sie passen sowohl optisch, als auch in ihrer virtuosen Technik sehr gut zusammen. Am meisten beeindruckt jedoch ihr ausdrucksstarkes, sensibel aufeinander abgestimmtes und berührendes Spiel. In ihrer Interpretation leben Romeo und Julia ihre Liebe anfangs mit einer so großen, tief empfundenen Freude und einem auf das Publikum ausstrahlenden Optimismus, dass man sich als Zuschauer wünscht, die Geschichte möge diesmal doch gut für die beiden ausgehen. Im zweiten und dritten Akt zeigten sie dann auch die großen dramatischen Emotionen, wobei beide ihre Figuren nicht als von der Situation überforderte Kinder darstellten, sondern als erwachsene, starke Persönlichkeiten.
Eine ganz starke Interpretation, die die Aufführung zu einer der besten „Romeo und Julia“-Vorstellungen der letzten Jahre machte. Neben dem exzellenten Hauptpaar bot auch Matej Urban eine starke schauspielerische Leistung. Sein Tybalt war weniger düster, als vielmehr offen aggressiv und voller Wut auf den feindlichen Clan der Montagues. Adam Zvonař zeigte als Mercutio hauptsächlich sein tänzerisches Talent und überzeugte als fröhlicher Gegenpart zum verträumten, romantischen Romeo Mikayelyans. Auch die übrigen Solisten wie Ilia Sarkisov (Benvolio), Séverine Ferrolier (Gräfin Capulet), Vittorio Alberton (Graf Capulet) und Erik Murzagaliyev (Graf Paris) trugen mit rollendeckenden Interpretationen zum Erfolg des Abends bei. Eine besondere Freude war es, Olzhas Tarlanov in der Rolle des Faschingsprinzen zu sehen. Er tanzte den Part technisch sehr stark, mit viel Witz und Esprit. Man konnte sehen, dass sich der junge Gruppentänzer, der schon als Student der Ballettakademie in diversen Bosl-Matineen durch seine große Bühnenpräsenz aufgefallen war, in den letzten Jahren auch tänzerisch sehr gut entwickelt hat und würde ihn gerne öfter in Solorollen sehen.
Robertas Šervenikas leitete das Bayerische Staatsorchester, das sich nach etwas rumpelndem Beginn doch noch zu einer leidenschaftlichen Interpretation von Prokofjews Musik steigerte. Am Ende großer Applaus für das gesamte Ensemble.
Gisela Schmöger