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BASEL/ Stadtcasino: EXTRAKONZERT LANG LANG

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Basel: Stadtcasino – Allgemeine Musikgesellschaft (AMG) -

BASEL/ Stadtcasino: Extrakonzert – Lang Lang – 11.04.15

 Wenn Lang Lang nach Basel kommt, ist der Musiksaal im Stadtcasino rappelvoll, bis unters Dach – und dies voll und ganz zu recht. Lang Lang weiss, was sein Publikum erwartet: Virtuosität mit einem gehörigen Schuss emotionaler Selbstinszenierung – und ein interessantes, gefälliges Programm. All dies liefert der Ausnahmepianist mit Popstar-Status auch an diesem Abend in der Stadt am Rheinknie. Lang Lang meistert durch seine Persönlichkeit, welche mit pianistischer Genialität gepaart ist, den Spagat zwischen seinen Rollen als ernsthafter Musiker einerseits und Botschafter der „E-Musik“ bei jungem Publikum andererseits, gekonnt. Schliesslich gibt es bei ihm ja nicht „nur“ etwas zu hören, sondern auch einiges zu sehen, wenn er beim Spiel in die Welt der Klänge versinkt, mit verklärtem Blick mit dem Publikum kommuniziert und mit einer Wucht von lisztschem Ausmass und grossen Bewegungen Akzente setzt und so das Musikstück – und auch nicht wenig sich selbst – inszeniert. Wie viel da wohl echt? Wie viel ist da wohl (gekonnte!) Show? Spielt’ s eine Rolle? Wohl kaum, es gefällt – und das ist die Hauptsache. Schliesst man die Augen wird das musikalische Universum des Lang Lang rein akustisch erlebbar.

 Lang Lang lediglich auf virtuose Wucht zu reduzieren, ist eindeutig falsch. Einen Beweis für seine musikalische Vielseitigkeit liefert er mit seinem wunderbaren, fein und einfühlsam musizierten „Mozart-Album“ und heuer mit seinem Konzert in Basel. Er eröffnet den Abend mit dem „Concerto nach italienischem Gusto“, BWV 971, von Johann Sebastian Bach. Lang Lang besticht darin mit differenzierter Phrasierung und arbeitet die Melodien klar heraus. Das Concerto gerät äusserst frisch. Besonders fein gestaltet der Künstler die Piani im langsamen Satz, um dann im finalen Satz mit glasklaren, brillanten Läufen zu verblüffen.

 Als zweites stehen „Die Jahreszeiten“, op. 37b, von P. I. Tschaikowsky auf dem Programm. Auch hier überzeugt Lang Lang mit sensiblem, berührendem, fast schon meditativem Spiel.

 Nach der Pause dann des Meisters Spezialität: Vier Scherzi von Frédéric Chopin: Nr. 1, h-moll, op. 20, Nr. 2, b-moll, op. 32, Nr. 3, cis-moll op. 39 und Nr. 4, E-Dur, op. 54. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes die emotionale, virtuose Stunde, in welcher Lang Lang in angenehmer Art und gewissermassen selbstironisierender Weise auch sich selbst inszeniert, dies jedoch ohne grosse Übertreibungen – Chopins Musik wird meisterlich ins Zentrum gerückt. Überflüssig zu erwähnen, dass man über die Virtuosität und musikalische Aussagekraft dieses Pianisten erneut nur staunen kann! Das macht wirklich Lust auf mehr!

 Kurz nach Beginn des Schlussapplauses steht der Saal geschlossen da – Standing Ovation für einen sichtlich gerührten Lang Lang. Zwei Zugaben, als „Rausschmeisser“ Mozarts „Alla Turca“ mit hals- und fingerbrecherischem Pfiff à la Lang Lang.

 Michael Hug

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