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STUTTGART/Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY

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Stuttgart: „MADAMA BUTTERFLY“  11.4.2015 – mit ungebrochener Intensität

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Packende Rollengestaltung: Catherine Naglestad als Cio-Cio San. Copyright: A.T.Schaefer

 Sie hätte im Dezember letzten Jahres bereits die Wiederaufnahme der nun 9 Jahre alten, in ihrer spartanischen Konzentration auf das Wesentliche unvermindert frischen Inszenierung der Choreographin Monique Wagemakers die Titelrolle singen und damit ihrem vielseitigen Stuttgarter Repertoire eine weitere Partie hinzufügen sollen, doch eine Krankheit verhinderte vorerst die wie immer mit Spannung erwartete Catherine Naglestad. Jetzt hat die hier in den 90er Jahren aufgebaute Amerikanerin die Ankündigung nachgeholt und das Publikum erneut mit ihrer ungemein konzentrierten Verzahnung von expressiver Vokalität und wacher Darstellungsgabe in ihren Bann gezogen. Da ist zunächst einmal die ungeheure Dynamik ihres kernig straffen und gleichzeitig sehr beweglichen Soprans zwischen weichen, wie aus dem Nichts kommenden Nuancen,  stählern schneidender Forte-Attacke und leuchtend klar über dem Orchester schwebenden Höhen. Und dann das so viele rasche Wechsel verlangende Farbenspiel zwischen kindlichem Trotz und fraulicher Haltung. Und nicht zuletzt ihr totales gestalterisches Einfühlungsvermögen in eine enorme Durchhalte- und Spannkraft verlangende Partie wie die Cio-Cio-San. Allenfalls könnte ein etwas wärmeres Timbre und eine noch glaubhaftere Figur, als die sie die nicht gerade zierliche Dame aufweist, den Gesamteindruck im Sinne eines emotional direkter greifenden Mitfühlens etwas vervollkommnen. Ohne Zweifel stimmte aber wieder das Gesamtpaket, wofür die hier ein besonderes Renomée genießende Künstlerin auch diesmal ihre verdient tosenden Ovationen erntete.

Als Suzuki stellte sich in dieser Serie erstmals Fredrika Brillembourg vor. Nach etwas blassem Beginn steigerte sich ihr dunkel fülliger Mezzosopran mit satter Tiefe und an den Schlüsselstellen aufhorchen lassendem dramatischem Potenzial zu einer intensiv mitfühlenden und dennoch selbstbewussten Dienerin. Rafael Rojas war wieder ein rollendeckend leichtfertiger, später reuevoll einknickender Pinkerton mit grundsolider tenoraler Ausstattung, ohne dabei spezielle Glanzlichter zu setzen. Der Einsatz von Motti Kaston als Sharpless darf als besonderes Zugeständnis des Hauses gewertet werden, denn sein stumpfer und nicht mehr durchgehend tragfähiger Bariton fällt gegenüber dem Umfeld deutlich ab. Leider kann er die stimmlichen Defizite durch keine einem Konsul entsprechende Persönlichkeit wettmachen, allenfalls sein in Mimik und Gestik erkennbares Mitleid mit Cio-Cio-San verschafft ihm einen gewissen Zugewinn. Wie unverbraucht und unvermindert schön und klangvoll eine Stimme bewahrt werden kann, lässt sein etwa gleichaltriger tenoraler Kollege Heinz Göhrig als hinterhältig wacher Goro hörbar werden. Roland Bracht sorgt mit donnerndem Bass als Onkel Bonze für den erforderlichen Knalleffekt in die Hochzeitszeremonie. Das restliche Personal ergänzte rollendeckend. Und Giuliano Carella schaffte mit dem Puccini süffig auskostenden Staatsorchester Stuttgart im besten kapellmeisterlichen Sinne den Boden wie auch den übergeordneten Bogen für eine ausgewogene und ohne Durchhänger am Ball bleibende Aufführung.

 Udo Klebes

 

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