Kabarett-Klassiker in Köln: „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler (Vorstellung: 12. 4. 2015)
Katrin Wundsam war eine brillante Lola Blau (Foto: Paul Leclaire)
Im Foyer der Oper am Dom, der Ausweichstätte der Kölner Oper, die zurzeit renoviert und technisch erneuert wird, kam das kabarettistische Meisterwerk „Heute Abend: Lola Blau“ von Georg Kreisler (1922 – 2011) unter der Bezeichnung Musikalische Revue zur Aufführung. Früher wurde das Werk, das 1971 in Wien mit Topsy Küppers urausgeführt wurde, auch unter der Bezeichnung Kabarett oder Musical gespielt.
Der Inhalt: Die jüdische Schauspielerin Lola Blau freut sich auf ihr Engagement am Linzer Landestheater. Doch der Einmarsch Hitlers in Österreich 1938 zerstört alle ihre Träume. Hals über Kopf flieht sie in die Schweiz, um in Basel ihren ebenfalls zur Emigration gezwungenen Freund Leo zu treffen und mit ihm ein neues Leben aufzubauen, doch sie wartet vergeblich auf ihn. Später erfährt sie, dass er vor seiner Abreise in Wien verhaftet wurde. Lola nimmt in der Schweiz einige Abendengagements an, wird jedoch wenig später von den Eidgenossen ausgewiesen und tritt die Überfahrt nach Amerika an. Dort gelingt es ihr, eine Karriere aufzubauen, auch wenn diese nicht dem entspricht, was sie sich als junge Frau erträumt hat. Nach Kriegsende kehrt Lola nach Wien zurück und beschließt, wieder Kabarett zu spielen. Schon bald muss Lola erkennen, dass die Gründe für ihre Flucht aus Wien nach wie vor präsent sind und sie empfindet eine Ohnmacht gegen die österreichischen Ewiggestrigen…
In Köln kam das Stück in einer Fassung von Eike Ecker und Rainer Mühlbach zur Aufführung, wobei Eike Ecker auch Regie führte und Rainer Mühlbach die musikalische Einstudierung vornahm und als Pianist und Leo mitwirkte. Auch kommt mit Marija Vadishute eine Akkordeonspielerin zum Einsatz.
Die flott geratene Inszenierung von Eike Ecker verlangt der Darstellerin der Lola Blau auch schauspielerisch einiges ab und lässt den Pianisten zusätzlich die Rolle des Leo spielen. Dass die Aufführung ein voller Erfolg wurde, ist der aus Oberösterreich stammenden Mezzosopranistin Katrin Wundsam zu danken, die als Lola Blau jede Szene brillant spielte und stimmlich voll überzeugen konnte. Mit ihrer ausdrucksstarken Mimik und ihrer erotischen Ausstrahlung brachte sie sowohl die glücklichen wie tragischen Momente der Lola Blau dem Publikum eindrucksvoll nahe.
Als Zugabe sang Katrin Wundsam auf dem Schoß des Pianisten Rainer Mühlbach das Couplet „Die Wahrheit vertragen sie nicht“ (Foto: Paul Leclaire)
Ein Meisterstück ihrer Darstellung war das Chanson Sie ist ein herrliches Weib, das sie mit einer Maske auf dem Hinterkopf und verkehrt stehend mit artistischer Bravour zum Besten gab. Aber auch die Depressionen, die sie in Alkohol zu ertränken versucht (Heut wird’ ich mich besaufen), und ihre Sehnsucht nach Leo mit dem Lied Ich hab dich zu vergessen vergessen waren Höhepunkte des Abends.
Ein exzellenter Begleiter am Klavier war Rainer Mühlbach, der dazu noch den kleinen Part des Leo spielte. Das begeisterte Publikum der ausverkauften Vorstellung, das Katrin Wundsam nach vielen Liedern Szenenbeifall zollte, applaudierte am Schluss so frenetisch, dass es damit eine Zugabe „erzwang“ : Auf dem Schoß des Pianisten sitzend, wiederholte sie zum Gaudium der Damen das Couplet über die Männer Die Wahrheit vertragen sie nicht.
Udo Pacolt
PS: Weitere Vorstellungen von „Heute Abend: Lola Blau“ finden am 22. und 26. April sowie am 3. Mai 2015 im Foyer der Oper am Dom (Zelt hinter dem Kölner Hauptbahnhof) statt.