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FRANKFURT: DIDO AND AENEAS/ HERZOG BLAUBARTS BURG. Wiederaufnahme

Frankfurt: „DIDO AND AENEAS /

                       HERZOG BLAUBARTS BURG“ – am 16.11.2013

 Eine glanzvolle WA von zwei konträren Werken bescherte die Oper Frankfurt seinem begeisterten Publikum und zwar „Dido and Aeneas“ (Henry Purcell) sowie dem knapp zweieinhalb Jahrhunderte später komponierten Werk „Herzog Blaubarts Burg“ des ungarischen Meisters Bela Bartók. Vortrefflich setzte Barrie Kosky die Kurzopern in Szene, verstand es auf wunderbare Weise  sinnliche Lebensfreude mit dem tragischen Ende, dem Erstickungstod der Dido zu verschmelzen. Steckte bärtige Männer mit langen Haaren in Frauenkleider mit Anklängen zur Shakespeare-Aera.

Unter der temperamentvollen Leitung von Constantinos Carydis musizierte die kleine Besetzung des Opern- und Museumsorchester herzerfrischend, klar, duftig und schuf somit die feine, zarte Instrumental-Atmosphäre für diesen antiken Epos. Paula Murrihy (Dido) verfügt zwar über eine angenehme, höhensichere Stimme, doch vermisste ich die warme Mittellage, welche der desparaten Königin die tragische Tiefe verleiht. Kernige, baritonale Substanz schenkt hingegen Sebastian Geyer dem bestens interpretierten Aeneas. Keck, angenehm im Timbre bezaubert Kateryna Kasper als Belinda, Elizabeth Reiter (Second Woman) steht ihr in nichts nach, köstlich im Spiel, vokal überzeugend die drei Counter-Tenöre Martin Wölfel, Dmitry Egorov, Roland Schneider als  Sorceress, first and second Witch. Ebenso trefflich fügen sich Michael Porter (Spirit/Sailor) sowie die prächtig agierenden Mitglieder des Opernchores ins turbulente Geschehen.

Szenen einer ungewöhnlichen Eheverbindung á la Strindberg vermittelt Kosky auf  der beweglichen Scheibe der dunklen Bühne  mit den schwarzen Kostümen Katrin Lea Tag), alles schwarz, abgrundtief wie die Seelenzustände der Protagonisten, welche sich in darstellerischer Intensität, schier bis zur Selbstaufgabe zerfleischen. Diese optischen Eindrücke gingen regelrecht unter die Haut. Schön in baritonalen Couleurs, markanter Diktion singt Johannes Martin Kränzle den Blaubart, mir fehlte seinem bewundernswerten Schöngesang lediglich die dämonische Hintergründigkeit. Expressiv, flackernd in dynamischen Fortebereichen bewegte sich der Mezzo von Claudia Mahnke, doch seien bar dieser intensiv gestalteten Judith, jene weniger klangvollen Töne verziehen.

Maestro Carydis entfesselt mit dem nun vollzähligen Orchesterapparat eine hörbar spannende Analyse der gestörten Geschlechterbeziehungen, in ausgeklügelter Klangfarben-Dramaturgie. In blendender Verfassung vermittelt das bestens disponierte Orchester die ausdrucksstarke Tiefenschärfe, jede Phase, jede motivische Regung dieser gewaltigen Partitur – bravo! Ein großer, packender Opernabend wurde lauthals bejubelt.

Auf weitere Aufgaben dieses vortrefflichen Dirigenten hier am Hause und ganz besonders der WA von „Tristan und Isolde“ darf man mit Spannung entgegen sehen.

Gerhard Hoffmann

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