
Das Algier Jean-Pierre Ponelles
Wiener Staatsoper
Gioachino Rossini “L´ITALIANA IN ALGERI”
18.April 2015 86. Aufführung in dieser Inszenierung
Vier Rollendebüts und ein Einspringer
Keine Frage, auch in der 86.Aufführung dieser Inszenierung merkt man noch immer, mit wieviel Liebe fürs Detail und mit welchem Humor der viel zu früh von uns gegangene JEAN-PIERRE PONELLE diese Inszenierung ausgestattet hat, mit welcher Großzügigkeit er ein exemplarisches Bühnenbild geschaffen hat, das auch das gesamte Bühnenausmaß in seiner vollen Breite und Höhe sehr Publikumsfreundlich ausnützt – kein Wunder, war er doch gelernter Ausstatter – ein Umstand, der auch in den Kostümen zu bewundern ist. Das alles hat theatralische Phantasie und strahlt auf die Zuschauer und deren Stimmung aus.
Hauptattraktion des Abends war der Einspringer für Javier Camarena: der wohl heute beste Vertreter dieses Rollenfaches eines Tenore Leggero: Juan Diego Florez, der wieder mit stimmlicher Flexibilität, Höhensicherheit und einer stupenden Spielfreude in einer seiner Paraderollen glänzte. Man darf sich zu Recht schon auf den neuen Don Pasquale mit ihm freuen. Alleine sein spielerischer, beinahe schon artistischer Einsatz im großen Septett vor der Pause ist sehenswert und zum Zerkugeln.
Er agierte inmitten eines Ensembles mit alleine vier Rollendebüts. Leider war Anna Bonitatibus angesagt, sie mußte ihre Stimme auf einen zarten Spiel-Alt reduzieren, bewies, dass sie damit trotzdem eine zarte und zauberhafte Isabella auf die Bühne stellen konnte und in der schwierigen Arie im letzten Bild mit allen Strophen, ungekürzt, ihre Fertigkeit in der Koloratur auf feine Weise vorführen konnte. Man kann auch ohne Spitzentöne reüssieren. Zart und hübsch auch Aida Garifullina als verstossene Elvira, die mit ihren Spitzentönen der indisponierten Kollegin beistand während in der kleinen Rolle der Zulma Rachel Frenchel eine solide Ensembleleistung anbot.
Auch neu in ihren Rollen der Taddeo des Paolo Rumetz, der seinen granteligen Rollenvorgänger trotz besseren Spiels und körperlichen Einsatzes stimmlich nicht ganz ausstechen konnte, es fehlt ihm doch der buffoneske Grundton. Und Mihail Dogotari als Haly, spielerisch voll dabei, stimmlich aber noch zu wenig aktiv und ohne Druck in dieser Rolle.
Verbleibt ein smarter, liebenswerter und ungemein witziger Mustafà: Ildar Abdrazakov mit genügend Buffoneskem in der Stimme, vielleicht zu wenig an polternder Tiefe, viel Humor und einem gelungenem Blumenwurf (im zweiten Anlauf) samt Sonderapplaus.
Schon in der Ouvertüre bewies Jesús López Cobos ein gutes Händchen für Rossini und sorgte, wenn auch manchmal mit ungemein bedächtigem Anlauf für das bei diesem Komponisten erforderliche quirlige Tempo in den vielen Ensembles und Finali.
Gute Stimmung und viel Applaus am Ende von einem, von vielen jugendlichen Besuchern frequentierten Haus.
Peter Skorepa
MERKEROnline