MANNHEIM/ Rosengarten: BORIS GILTBURG UND PRAGER SYMPHONIKER – CHRISTIAN ARMING“ Konzert 23.04.2015
Pro Arte bot wiederum ein weiteres Konzert-Schmankerl im Rosengarten beim Gastspiel der Prager Symphoniker unter der Leitung von Christian Arming. Begeisterte mich noch vor wenigen Monaten die orchestrale Klangkultur der Prager Opernhäuser, überzeugte mich wiederum das hohe Niveau der 1995 gegründeten symphonischen Institution. Der exzellente Klangkörper hatte fast ausschließlich Werke seiner tschechischen Heimat im Gepäck.
Schwungvoll wurden die Zuhörer mit Tänzen aus „Die verkaufte Braut“ ( Bedrich Smetana) auf die folgenden temperamentvollen Impressionen eingestimmt. Ganz im Duktus des Originalklangs der Partitur wirbelten die vier „Slawischen Tänze op.46/72“ (Antonin Dvorak) durch das Instrumentarium. Feinfühlig, in sehr austarierter Interpretation, ungewöhnlich rhythmischen Impulsen vermittelte der Dirigent Christian Arming mit den präzise musizierenden Pragern, sonst kaum zu hörende klangtechnische Finessen. Welch zündende, elektrisierende Funken von überwältigender Brillanz sprangen da über auf ein begeistertes Auditorium über.
Den solistischen Mittelpunkt zwischen so viel orchestraler „Akrobatik“ bildete die „Paganini-Rhapsodie“ (Sergej Rachmaninow) mit dem pianistischen Newcomer Boris Giltburg. Der israelische Pianist verfügt zweifellos über kraftvolle Reserven des Auftrumpfens, doch wie mir schien, bevorzugte Giltburg zunächst mehr die weiche Lyrik, die elegischen Grundzüge des Vortrags und pendelte sich später zwischen brillantem Pathos und formaler Technik zu den Klavier-Variationen ein. Weich, sehr tonal begleitete das Orchester im sensiblen Zusammenspiel.
Boris Giltburg bedankte sich für den tosenden Applaus mit einem sehr gefühlvoll interpretierten „Intermezzo“ (Brahms) sowie einer unglaublich rasanten Prokofiev-Zugabe.
Zum krönenden Finale des Abends servierten die Prager Gäste die sinfonische Dichtung „Taras Bulba“ (Leos Janacek) nach der altrussischen Sage um den tragischen Kosakenhetmann, welcher seinen Sohn tötet, als sich dieser in eine schöne Polin verliebt und sein Volk zu verlassen droht. Großartig interpretierten die Symphoniker diesen farbenreichen, realistischen, leidenschaftlichen Musikepos. Der umsichtige Dirigent musizierte mit dem prächtig disponierten Orchester in plastischer Formung Janaceks Tonsprache in ihrer dynamischen Schroffheit und dennoch rhetorischen Klangrede optimal. Kurz und heftig die Zustimmung des Publikums.
Gerhard Hoffmann