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BIETIGHEIM/ Kronenzentrum: RING OF FIRE – CASH IS KING. Aus Johnny Cash wird Johnny Bargeld. Eine musikalisch-szenische Hommage

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Ring of Fire – Cash is King” im Kronenzentrum Bietigheim

AUS JOHNNY CASH WIRD JOHNNY BARGELD

Die Württembergische Landesbühne Esslingen zeigt ein Stück über Johnny Cash am 23. April  2015 Kronenzentrum/BIETIGHEIM-BISSINGEN

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Copyright: Kronenzentrum Bietigheim

Sehr gut besucht war diese turbulente Inszenierung über das wilde Leben von Johnny Cash von Johan Heß (Bühne und Kostüme: Susanne Kudielka) bei der Württembergischen Landesbühne Esslingen, die jetzt in Bietigheim gastierte. Ziel war, eine gelungene Kombination aus biografischen Szenen und Songs zu zeigen. Doch es blieb bei der Planung, denn der Johnny Cash Trust, der die Urheber- und Namensrechte verwaltet, verweigerte der Bühne 48 Stunden vor der Premiere die Zusage, Johnny Cash und dessen Frau June Carter Cash auf der Bühne darstellen zu dürfen. Lediglich ein Konzert mit Songs von Cash wurde gestattet. Die von Johan Heß eingerichteten und von Hauptdarsteller Ulf Deutscher geschriebenen Szenen über das Leben von Johnny Cash wurden auch im Kronenzentrum vorneweg gespielt. So erfuhr man viel von den persönlichen Problemen des berühmten Künstlers: “Johnny, du bist drogenabhängig!” Im Frühjahr 1955 betrat der 23-jährige Johnny Cash zum ersten Mal mit seiner Gitarre die Sun Record Studios in Memphis. Von da ab begann seine steile Karriere. Der Grundstein für die Weltkarriere war gelegt. Ein Jahr später erschien die Single “I walk the line” und wurde zu einem der erfolgreichsten Songs aller Zeiten. Country, Gospel, Rockabilly, Blues, Folk und Pop vereinte Johnny Cash in seinen Songs auf geniale Weise, was die Darsteller dieser besonderen Revue packend über die Rampe brachten. Neben Ulf Deutscher als Johnny Cash brillierten Marie Mayer als dessen famose Frau June Carter, Nina Mohr als temperamentvolle Vivian Liberto (“Du bist ein Haufen Müll, Dreck, Lügen!”) und Nils Thorben Bartling als der Bote, Rick Rubin, Ray, Offizier und Häftling. Ferner gefiel auch Johannes Schüchner als Faron Young und Hank Williams.

“Eine Welt ohne Johnny Cash wird es niemals geben”, resümierte dessen Tochter Rosanne Cash. Eine Feststellung, die das gesamte Stück in starker Weise durchzieht. “Er war ein Baptist mit der Seele eines Mystikers. Er war ein Poet, dem harte physische Arbeit vertraut war”, heißt es weiter. “Er war der Stoff, aus dem die Träume sind, ein echter Orientierungspunkt in unserem Leben”, so die Kinder. Eine Überraschung sind bei dieser Produktion aber vor allem auch die fulminanten Musiker Wolfgang Fuhr (Piano/Saxofon, musikalische Leitung), Jens Kouros (Gitarren), Jens Loh (Bass) und Thomas Keltsch (Drums). Sie brachten die einzelnen Songs “I Walk The Line”, “Break My Mind”, “Country Boy”, “Big River”, “I Got Stripes”, “Hurt”, “I See A Darkness”, “Ring of Fire”, “Personal Jesus” oder “We’ll Meet Again” mit großen dynamischen Steigerungen und echtem Feuer auf die Bühne. Bis zu seinem Tod 2003 schrieb Johnny Cash weit über 500 Songs und verkaufte weltweit 53 Millionen Tonträger. Die Widersprüche des Lebens hat er in einfachen Worten und intensiven Melodien beschrieben – von der schwierigen Kindheit auf den Baumwollfeldern bis zum sensationellen Comeback mit den “American Recordings”. In der Army schreibt er seinen ersten Song über ein Gefängnis (“Folsom Prison Blues”), er verliebt sich in die Sängerin June Carrier und zerbricht fast an Drogen. In den 90er Jahren feiert er ein sensationelles Comeback. Ähnlichkeiten mit realen Personen müssen hier aber rein zufällig sein – deswegen wird aus Johnny Cash Johnny Bargeld. Und deswegen gibt es auch keine Cash-Songs zwischen den einzelnen Szenen. Das ist auch das dramaturgische Problem: Ohne Schauspiel fehlt die gefühlvolle Verbindung zwischen Szenen und Songs.

Deutlich wurde bei der vom Publikum gefeierten Aufführung jedoch, dass für Johnny Cash einfache Werte wie Würde, Liebe und Mitgefühl für die arbeitenden Menschen stets im Mittelpunkt standen: “Ich liebe Songs über Pferde, Eisenbahnzüge, Land, das Jüngste Gericht, die Familie, schwere Zeiten, Whiskey, Brautschau, Ehe und Ehebruch, Trennung…”  

 Alexander Walther

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