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PASSAU: I CAPULETI E I MONTECCHI von Bellini

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Großer Erfolg im Theater Passau:

„I Capuleti e i Montecchi“ von Vincenzo Bellini (Vorstellung: 24. 4. 2015)

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Szenenfoto der Passauer Aufführung (Foto: Peter Litvai)

 Das Landestheater Niederbayern mit seinen Standorten Passau, Landshut und Straubing verzeichnet seit Jahren mit seinem Bellini-Zyklus große Erfolge und breite Anerkennung. War es in der vorigen Saison das selten gespielte Werk Il pirata, so ist es heuer die Oper „I Capuleti e i Montecchi“, die im Jahr 1830 in Venedig uraufgeführt wurde, zuletzt aber eher selten auf den Spielplänen der Opernhäuser zu finden war.

 Am Theater Passau im ehemaligen Fürstbischöflichen Opernhaus wurde das Werk, dessen Libretto von Felice Romani nach Shakespeares Romeo und Juli verfasst wurde, vom Publikum begeistert aufgenommen, wofür vor allem die guten Leistungen des Sängerensembles und die Niederbayerische Philharmonie unter der Leitung von Basil H. E. Coleman verantwortlich waren.

 Zwiespältig erwies sich die Inszenierung von Ultz, der auch für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnete. Der Regisseur verlegte die Handlung in die 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts, ließ Romeo eine Arie ins Telefon singen und alle Akteure mit Revolvern ausstatten, die dann fortwährend damit hantierten. Schade, denn die Personenführung, auch des Chors, war in dem kleinen Haus vorzüglich. Die Bühne kam mit wenigen Requisiten aus (Tisch mit Telefon, Garderobenzubehör, Sarg), die Kostüme entsprachen der Alltagskleidung des 20. Jahrhunderts.

 Exzellent die Idee, zur Ouvertüre Gemälde zum Thema „Romeo und Julia“ und einige Male auch Tanzszenen aus Prokofjews gleichnamigem Ballett einer Aufführung im Südböhmischen Theater Budweis auf den Bühnenvorhang zu projizieren.

 Zu der Inszenierung noch ein Zitat aus dem informativ gestalteten Programmheft: „Der Brite Ultz wählt einen konkreten zeitlichen Rahmen: das 20. Jahrhundert. Die Liebe zwischen Romeo und Julia ist von Beginn an von Sorge und Todesahnungen überschattet. Die Capuleti und Montecchi erinnern mit ihren dominanten Herrschaftsansprüchen und kriminellen Machenschaften an Clans mit mafiaähnlichen Strukturen, zwischen denen es nur Krieg und Vergeltung und niemals Versöhnung geben kann.“

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Anna Sohn als Giulietta und Franziska Rabl als Romeo (Foto: Peter Litvai)

 Aus dem Sängerensemble ragten die beiden Darsteller der Titelrollen heraus. Die Mezzosopranistin Franziska Rabl als Romeo spielte einen feurigen Liebhaber und stellte mit ihrer ausdrucksvollen Stimme sowohl in den dramatischen wie auch in den lyrischen Passagen „ihren Mann“. Ihr Ebenbürtig war die Sopranistin Anna Sohn als Giulietta. Sie musste zwar einige Male mit Puppen spielen, was wohl ihre zarte Jugend symbolisieren sollte, konnte aber stimmlich voll überzeugen. Wunderbar der Gleichklang ihrer Stimmen beim Duett in der berührenden Sterbeszene.   

 Ihren Vater Capellio sang der Bassbariton Young Kwon mit starker Stimme, aber ohne Mimik, was bei asiatischen Sängern nicht überrascht. Rollengerecht agierte der Tenor Joska Lehtinen als Tebaldo, dem Parteigänger der Capuleti. Er stemmte alle Höhen seiner schwierigen Partie. Als Lorenzo, Arzt und Vertrauter Capellios, bot der Bariton Kyong Chun Kim eine adäquate Leistung. Eine wichtige Rolle kam dem stimmkräftigen Herrenchor des Theaters zu, der nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Zuschauerraum (Einstudierung: Christine Strubel). 

 Für die hohe musikalische Qualität der Aufführung war, wie schon erwähnt, die Niederbayerische Philharmonie unter der subtilen Leitung von Basil H. E. Coleman verantwortlich, die es schaffte, die ins Ohr gehenden Melodien wunderbar zum Besten zu geben. Das Publikum, das dem Orchester bereits nach der stimmungsvollen Ouvertüre Beifall zollte, bejubelte am Schluss der Vorstellung minutenlang das Orchester und seinen Dirigenten sowie das Sängerensemble, wobei die Phonstärke bei den beiden Darstellern der Titelrollen  gewaltig zunahm.  

 Udo Pacolt

 PS: Der Bellini-Zyklus findet auch in der nächsten Saison mit der Oper „La Straniera“ eine Fortsetzung. Für die Liebhaber des Belcanto gewiss ein guter Grund, der reizvollen Grenzstadt Passau und seinem Theater einen Besuch abzustatten.

 

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