München: Bayerisches Staatsballett: Ballettfestwoche 2015: „PAQUITA“, 25.04.2015
Daria Sukhorukova (Paquita), Tigran Mikayelyan (Lucien), Cyril Pierre (Inigo) (c) Wilfired Hösl
Am 13.12.2014 hatte „Paquita“ in der von Alexei Ratmansky und Doug Fullington rekonstruierten Originalfassung von Marius Petipa beim Bayerischen Staatsballett Premiere und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Natürlich durfte diese Produktion dann auch in der Ballettfestwoche nicht fehlen. Ratmansky und seinem Team ist es gelungen, diesen Ballettklassiker in seiner historischen Gestalt wiederzubeleben, ohne ihn antiquiert oder verstaubt aussehen zu lassen. Einen großen Anteil daran hat auch Bühnen- und Kostümbildner Jérôme Kaplan. Seine Kostüme im Empirestil führen einem einerseits die Zeit der Handlung originalgetreu vor Augen, andererseits wirken die hellen, pastelligen Farben von Bühnenbild und Kostümen sehr frisch und überhaupt nicht altmodisch. Die ausführlichen Pantomimeszenen werden von den Protagonisten mit so viel Liebe, Hingabe und Sinn für feinen Humor ausgeführt, dass sie eine reine Freude sind und nie langatmig wirken. Die Protagonisten, das waren an diesem Abend, wie auch schon in der Premiere, Daria Sukhorukova als Paquita, Tigran Mikayelyan als Lucien, Cyril Pierre als Inigo und Norbert Graf als Don Lopez de Mendoza. Sukhorukova brillierte in ihren Variationen mit ihrer perfekten klassischen Technik und kam mühelos mit den vielen diffizilen Schrittkombinationen und Sprüngen des Original-Petipa-Stils zurecht. Sie spielte das vermeintliche Zigeunermädchen Paquita mit viel Charme und Temperament und zeigte im Grand Pas die notwendige Allüre und Eleganz eine Primaballerina. Die Männer haben in diesem Stück hauptsächlich schauspielerische und weniger tänzerische Aufgaben. Tigran Mikayelyan war ein hinreißend charmanter und von Paquita begeisterter Lucien. Als er im Grand Pas dann doch noch zu seiner Variation kam, zeigte er sein ganzes technisches Können und tanzte die extrem schwierige Choreographie mit stupender Leichtigkeit. Norbert Graf und Cyril Pierre spielten ihre Bösewicht-Partien sehr überzeugend und mit dem nötigen Quäntchen Witz und Ironie. Stephanie Hancox, Séverine Ferrolier, Alisa Scetinina und Zuzana Zahradníková brachten im Grand Pas den unterschiedlichen Charakter der einzelnen Variationen sehr schön zum Ausdruck. Auch das Corps de Ballett war in sehr guter klassischer Form, was angesichts der vielen modernen Stücke am Anfang der Ballettwoche zu bewundern ist. Am Ende wurde die die Vorstellung vom begeisterten Publikum zu Recht mit großem Applaus bedacht. Das Bayerische Staatsorchester unter Myron Romanul spielte die Musik von Edouard Deldevez, Ludwig Minkus und anderen schwungvoll und leichtfüßig und hatte so ebenfalls seinen Anteil am Gelingen der Vorstellung.
Gisela Schmöger