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WIEN / Drachengasse: DAS WARS DANN WOHL!

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Das wars dann wohl Sowinetz

WIEN / Drachengasse, Raum Bar & Co:
DAS WARS DANN WOHL!
Die Damen Sowinetz, Tiesel und Duchateau nehmen Abschied von der Liebe!
Premiere: 15. November 2013,
besucht wurde die Vorstellung am 21. November 2013  

Trennungen gehören zur Liebe und zum Leben und sind fast immer schmerzhaft. Heute erledigt man das ganze Problem gelegentlich flott per SMS, früher schrieb man Briefe. Sibylle Berg hat die Anthologie „Und ich dachte, es  sei Liebe“ über Verlassen und Verlassenwerden zusammengestellt, vordringlich Abschiedsbriefe von Frauen. Zwei Damen haben erkannt, dass sich daraus ein amüsant-kabarettistischer Abend gewinnen lässt.

Margarethe Tiesel kam als Hauptdarstellerin von Ulrich Seidls Film „Liebe“ ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit, Dunja Sowinetz, sonst aus dem Burgtheater bekannt, war (in einer Nebenrolle) damals auch dabei. Nun schwingen sich die beiden in „Bar & Co.“, dem gemütlichen Raum der Drachengasse, auf Barhocker und legen los. (Zusammenstellung des Abends: Hans Mrak.)

Die Autorin hat gesammelt – die Aussagen von No-Name-Damen, die mit ihren Herren der Schöpfung durchaus amüsant abrechnen, aber auch so manche Prominente, wobei Marlene Dietrich an einem sentimentalen Abend 1945 (einsam in Paris, mit Sehnsucht nach einem deutschen Leberwurstbrot) ihren Erich Maria Remarque gefühlvoller ansäuselte, als man es von der sonst so forschen Dame gewöhnt ist. Sarah Bernhardt nahm von einem Liebhaber eher belästigt Abschied. Scott Fitzgerald und seine Zelda seufzten sich noch an, als sie längst getrennt waren. Nicht jeder Berühmte war so zartfühlend: Wie Tolstoj seine Sofja Andrejewna behandelt hat, ist bekannt, und wenn man den schrecklich egozentrischen Brief des Georg Friedrich Creuzer hört, auf Grund dessen sich Karoline von Günderrode das Leben nahm, ist kurzfristig Schluß mit lustig.

Aber nicht lange – denn die Damen wissen, in flottem Schlagabtausch mal die eine, mal die andere, auch viele erheiternde Abschiede zu präsentieren, wobei es Sonderfälle gibt: Fast wäre eine Beziehung gescheitert, als der Mann zum Gesundheitsapostel mutierte und die Frau nicht mit ihm hungern und darben wollte, und sicherlich das Ende war es, als eine Dame nicht gelassen dabei zusah, dass der Erwählte beschloss, seine homosexuellen Neigungen auszuleben. Es gibt wirklich Gründe wie Sand am Meer, um sich trennen. Offenbar viel mehr, als zusammen zu bleiben…

Margarethe Tiesel und Dunja Sowinetz sind beide keine Damen der feinen, zarten Sorte, aber jede von ihnen verfügt über eine wahre „Röhre“, und sie haben den Abend reich auch mit Musikalischem durchwirkt, von Leonard Cohen bis Cissy Kraner, wobei das Ordinär Wienerische überwog. (Possierlich Philippine Duchateau am Klavier, die so kräftig in die Tasten griff und dabei so unbeweglich dreinsah.)

Gut kamen die Männer ja nicht weg, wenn die Damen den Abend mit „Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht“ beendeten und zu dem Schluss kamen, „und man denkt bei einem Glaserl Wein, der Nächste wird genau a so a Trottel sein…“ Interessant, die Männer dürften das gerochen haben: Sie stellten im vollen Raum von Bar & Co. einen verschwindenden Prozentsatz innerhalb des amüsierten weiblichen Publikums dar.

Renate Wagner

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