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BERLIN/ Tipi am Bundeskanzleramt: BRIEFS, „the sexiest show in town“

BERLIN: BRIEFS, „the sexiest show in town“, Tipi am Bundeskanzleramt, 17.5.2015

 Nichts für (wasser)scheue Gemüter!

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Unbenannt

Foto: BRIEFS © Jan Wirdeier

 Am anderen Ende des Tiergartens, also nicht weit weg von den Berliner Philharmonikern, die offenbar gerade ein Auslaufmodell bei der nicht erfolgten Wahl des künftigen Chefdirigenten vorgeführt haben, zeigen begabte junge Künstler aus Australien, dass man auf den Brettern, die die Welt bedeuten, auch innovativ sein kann. Das heißt, sich nicht in eine überlieferte Form pressen lassen, um in einem gewagten Crossover (das gerade auch die Wiener Staatsoper mit Pop meets Classic versucht hat) beste Unterhaltung zu liefern. Nicht schlecht, Kompliment, meine Herren!

 Alles dabei: Stage-Storm, Body-Twist, Doggie-Style-Parade, Soundtracks und Samples, ein Spektakel à la Busby Berkeley und höchste Perfektion in Dance, Percussion, Acrobalance, Trapez, Hula, Strings – magische Tricks auf sechzehn Zentimeter hohen Absätzen.

 „Briefs“ ist der weltweit erste und einzige All-Male-Cross-Dress-Show-Circus, eine rasant-artistische Boylesque, ein Festival der Bodies, Briefs und Skills, eine explodierende Wundertüte visueller, musikalisch-artistischer Überraschungen, eine Orgie in Glamour, Licht und Lust an jeglicher Grenzüberschreitung.“ Kann man auf der Website des TIPI lesen.

 Also ganz so wild wie da geworben wird, stellt sich die durchwegs unterhaltsame, kurzweilige Show im TIPI (dem größeren Pendant zur Bar jeder Vernunft) dann – Gott sei Dank – doch nicht dar. Die sympathischen  australischen Künstler aus Brisbane (Fez Faanana,  Mark Captain Kidd Winmill,  Dallas Dellaforce,  Louis Biggs, Lachlan Shelley,  Thomas Worrell sowie  Evil Hate Monkey) liefern noch täglich bis 10.6. im Zelt in Sichtweite der mächtigsten Frau der Welt einen bunten Abend aus Akrobatik, schräg-schrillem Humor, Travestie und poetischer Performance.

 Die einzelnen Nummern sind zwar etwas willkürlich zusammen gewürfelt, die sparten- und genreübergreifende Revue ist jedenfalls absolut Berlin-tauglich und feiert hier nun zum zweiten Mal einen großen Erfolg. Der Humor ist manchmal very britisch oder (zu) deftig, weswegen das Berliner Publikum  anfänglich von einem etwas ungeduldigen Conférencier zu Applaus animiert wird. Eine typische australische Tombola ergänzt das Spektakel, das mit einer wasserplantschenden Akrobatiknummer abgeschlossen wird, freilich nicht ohne zuvor an die ersten Reihen Plastikschutz verteilt zu haben. Dennoch dürfte so manche Dauerwelle einen nicht wieder gut zu machenden Schaden erlitten haben. Fazit: In der ersten Reihe sitzen muss nicht  immer heißen den besten Platz zu haben. Und neue Formen einer  musikalischen – tänzerischen – akrobatischen Comedy wie Briefs entführen uns genau so wirkungsvoll dem Alltag, wie das einstens Maria Callas für alle Kunst, vor allem die Oper, in Anspruch genommen hat.

 Hingehen. Nicht nur für für Gays, sondern auch für Frauen aller Altersklassen eine herzerfrischende Angelegenheit.

 Ingobert Waltenberger

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