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WIEN/ Staatsoper/Staatsballett: LA SYLPHIDE – ein romantisches Traumspiel

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19.5.2015 : “LA SYLPHIDE”  – ein romantisches Traumspiel


Copyright: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Dieses romantische Sylphiden-Traumspiel zählt heute nicht gerade zu den Hits im Repertoire der Ballettklassiker. Das von Choreograph Filippo Taglioni auf Musik von Jean Schneitzhoeffer 1832 für die Pariser Oper geschaffene ballet blanc hatte in den romantischen Tagen schnell Kultstatus erlangt, und überzog mit seinem Feerien-Zauber in den verschiedensten späteren Fassungen, auch mit anderen Musiken, im 19. Jahrhundert Europas Opernhäuser. Pierre Lacottes Versuch 1972 einer historischen Rekonstruktion – vor vier Jahren erstmals auch vom Wiener Staatsballett übernommen – fehlt allerdings vor allem der dramatische Punch. Kribbeln kommt da keines auf, wenn der in eine Sylphide vernarrte James schließlich merken muss, dass er Opfer einer Illusion geworden ist, und nicht nur die angebetete Sylphide durch den Fluch der Hexe Madge sondern auch seine Braut Effie verloren hat.

Die Wiederaufnahme dieser Version von “La Sylphide” in der Staatsoper lebt nicht von Poesie und Esprit, doch von der Präzision, vom technischen Feinschliff, welches das Ensemble erhalten hat, um sich und die Besucher in ländliches schottisches Gefilde und in die nächtliche Geisterstunde mit ihrem Hexenreigen zu versetzen oder sich den Sylphiden-Halluzinationen hinzugeben. Bestens trainiert präsentierte sich das Corps de ballet. Irina Tsymbal und Denys Cherevycko in den Hauptparien brillierten mit seidenweichem Tanz und gefielen durch ihre gefühlvoll verhaltene Darstellung. Makellos überzeugend: Kiyoka Hashimoto (Effie), Andrey Kaydanovskiy (die Hexe Madge), der Pas de deux von Ioanna Avraam und Davide Dato im schottischen Divertimento.  

Schneitzhoeffers Musikuntermalung, von Dirigent Kevin Rhodes sauber vermittelt, kann nur in wenigen Momenten auch tiefere Gefühle ansprechen. Um im Slang des Song Contests und bei POP MEETS OPERA zu bleiben: Puppet on a String kurz dazu gemischt, der Eurovision Sieger 1967, damals in der Wiener Hofburg, hätte die Zauberwesen- und Schottenröckchen-Show wohl etwas pfeffriger gemacht.

Meinhard Rüdenauer

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