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WIEN/ Staatsoper: DIE WALKÜRE

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Leb' wohl, du kühnes, herrliches Kind! Du meines Herzens heiligster Stolz!

Evelin Herlitzius und Tomasz Konieczny

 Wien/Staatsoper: „Die Walküre“
31.5.2015 (von Helmut Christian Mayer)

 

Wunderbares erklingt bei Richard Wagners „Die Walküre“ wieder aus dem Graben: Denn ungemein subtil, mit feinsten Nuancen wird hier musiziert. Man erkennt, dass Simon Rattle an Details gearbeitet hat. Er atmet immer mit dem Duktus dieser herrlichen Musik. Mit stets exakter, suggestiver Zeichengebung animiert der britische Maestro die Musiker des Orchesters der Wiener Staatsoper zu herrlichen, lyrischen Momenten aber auch die großen Klangmassen aufzupeitschen. So werden packende Aktabschlüssen und weiträumige Spannungsbögen erzeugt und dabei immer die nötige Transparenz bewahrt und die Sänger fast nie zugedeckt.

Maertina Serafin

Martina Serafin

Mitreißende Frauenpersönlichkeiten sind jetzt im zweiten Durchlauf des ersten Tages des „Ring des Nibelungen zu erleben: Evelyn Herlitzius glüht als neue, quirlige und durchschlagskräftige Brünnhilde mit ungefährdeten, nur manchmal zu scharfen Spitzentönen. Hinreißend ist sie in der “Todesverkündigung”. Martina Serafin gibt darstellerisch wie auch stimmlich eine ausdrucksstarke, in tiefen Lagen füllige Sieglinde mit blühendem Sopran. Sie ist der Inbegriff der Wagnerschen Liebenden und singt die Partie mit geschmeidiger Stimme, intensiv bis an die Grenze des Möglichen gehend ohne je forcieren zu müssen. Fricka ist die für diese Rolle mit optimaler Stimmfärbung ausgestattete Michaela Schuster, gegen die der Göttergatte aber rein gar nichts auszurichten hat. Dieser wird auch hier von Tomasz Konieczny mit seinem markanten, bisweilen leicht knorrigen Organ und seinen bekannten Vokalverfärbungen gesungen. Er beschert uns aber in seiner Abschiedsszene, die ja zu den größten, musikdramatischen Momenten in Wagners Schaffen zählt, großes Musiktheater. Mikhail Petrenko ist ein Hunding  zum Fürchten. Er singt ihn mit schwarzem, ja bedrohlichen Bass. Christopher Ventris ist ein schönstimmiger und fast immer durchschlagskräftiger Siegmund mit phänomenalen „Wälsungen“-Rufen und fallweise etwas Englisch gefärbter Aussprache. Die Walküren sind ohne Furcht und Tadel und uneingeschränkt gut.

Die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf wirkt immer noch wenig spektakulär, wenngleich die Personenführung und die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den handelnden Personen emotional herausgeschält werden, was sich vor allem in „Wotans Abschied“ gefühlvoll manifestiert. Unnötige Mätzchen wie das einfangen von Männern durch die Walküren oder die vielen Videoprojektionen wie Wölfe und der dergleichen erscheinen entbehrlich.

Zum Finale gab es riesigen Jubel, unverständlicherweise mit einem einsamen Buhrufer gegen den Dirigenten.

Helmut Christian Mayer
Fotos: Michael Pöhn/WSO

 

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