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WIEN/ Staatsoper: SALOME – letzte Vorstellung der Serie

Wiener Staatsoper: Salome am 08.06.2015 – leider schon wieder die letzte Vorstellung der Serie

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WO Salome_ Schneider 2

Peter Schneider beim Schlussvorhang. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 Wenn Peter Schneider bei der Salome am Pult der Wiener Staatsoper steht, darf man etwas Besonderes erwarten – und wir kamen voll auf unsere Rechnung!

 Mit kleinen, unspektakulären Gesten lenkte er das prominent besetzte Staatsopernorchester (Küchl und Honeck) zu einer unglaublich tief gehenden Interpretation. Es erstaunt uns immer wieder, dass bei den herausragenden Kapellmeistern (wie auch bei Thielemann, Fischer und noch einigen wenigen mehr) kaum Blechgickser zu hören sind und sämtliche Soli wunderbar gelingen – Respekt und Konzentration machen vielleicht den kleinen, aber doch so bedeutenden Unterschied. Besonders die sinfonischen Stellen wurden mit detailreicher Klarheit und großer Emotion dargestellt – die „Zisternendeckelzumachmusik“, der Schleiertanz und das Finale waren wieder einmal beeindruckende Höhepunkte dieses genialen Musikdramas. Peter Schneider versteht es meisterhaft, die Lautstärke an die stimmlichen Möglichkeiten der Solisten anzupassen und somit ein maximales/optimales Ergebnis zu erzielen – hier wird die menschliche Stimme zum integrierenden (nicht dominierenden) Bestandteil des gesamten Klangerlebnisses. Wir können uns dem Urteil des Herodes nur anschließen: „Ah! Herrlich! Wundervoll, wundervoll!

 Besonders erfreulich ist, wenn auch die Hauptrollen hervorragend und die kleineren Partien gut bis sehr gut besetzt sind:

 Gun-Brit Barkmin hat bei ihrer zweiten Serie deutlich Profil zugelegt – sie hat sich von einer sehr guten zu einer hervorragenden Salome entwickelt. In den tieferen Mezza voce – Passagen ist sie präsenter geworden; die Höhen und die eruptiven Ausbrüche waren dramatisch, aber niemals unangenehm schrill. Ihre Interpretation erfüllt die Vorgaben für diese Rolle – differenzierteste Darstellung, eine „Isolden-Stimme“, Qualität und Kondition der Stimme, um auch den Schlussmonolog zu bewältigen – sehr gut. Vom Schleiertanz können wir leider nichts berichten – zu sehr waren wir vom faszinierenden Dirigat des Prof. Schneider abgelenkt: Eine Lehrstunde für Effizienz, Deutlichkeit und Emotion ohne Manieriertheit.

 Besondere Freude bereitete uns Wolfgang Koch, dessen Werdegang wir seit seiner Zeit in der Volksoper (Irrelohe, Notre Dame, La nozze….) mit Interesse beobachten. Sein Jochanaan ist eine imponierende Darstellung des gnadenlosen Propheten, der die Güte und die Menschenliebe seines Idols offensichtlich nicht begriffen hat und seine Hasstiraden leidenschaftlich verbreitet. Der mächtige Bassbariton klingt schon aus der Zisterne deutlich und klar verständlich; die warme Stimmfärbung erlaubt eine berührende Beschreibung des Erlösers; die Verdammung der Salome gelingt hingegen bedrohlich und intensiv.

 Auch Andreas Conrad haben wir in der Volksoper als schauspielerisch und gesanglich sehr guten Herodes kennengelernt. Sein sicherer und angenehm timbrierter Charaktertenor ermöglicht die authentische Darstellung eines durchgeknallten, aber trotzdem gefürchteten Herrschers. Seine Gattin Herodias wurde von Janina Baechle stimmlich souverän und erstaunlich „zickig“ dargestellt.

 Carlos Osuna, der in der ersten Vorstellung etwas farblos wirkte, gestaltete in der zweiten und in dieser – der dritten – Vorstellung der Serie einen leidenschaftlichen Narraboth – schönstimmig und deutlich vernehmbar gesungen. Ilseyar Khayrullova war ein sympathischer Page mit schöner, technisch gut geführter Stimme. Es erstaunt immer wieder, wenn diese zierliche junge Frau mit sonorem Mezzo loslegt und manche tiefe Passagen ausdrucksvoll gestaltet, die man von mancher Rollenvorgängerin überhaupt nicht wahrgenommen hat.

 Jason Bridges, Peter Jelosits, James Kryshak, Benedikt Kobel und Jongmin Park waren routiniert streitende Juden, die von Peter Schneider pefekt geleitet wurden. Alexandru Moisiuc und Yevheniy Kapitula als Nazarener, Johannes Gisser als Cappadocier und Gerhard Reiterer als Sklave waren für die kleinen Rollen aufgeboten.

Wolfgang Bankl und Il Hong stellten als Soldaten eine Luxusbesetzung dar.

 Die beschreibende, sich der Handlung unterordnende Inszenierung  von Boleslaw Barlog / Jürgen Rose funktioniert nunmehr seit über vierzig Jahren in über 200 Vorstellungen und lässt noch immer – in dieser musikalischen Qualität dargeboten – berauschendes Musiktheater zu.

 Maria und Johann Jahnas

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