Bayerische Staatsoper: „DIE ZAUBERFLÖTE“, 23.11.
Nachdem in der letzten Saison auch die traditionelle Inszenierung von „Hänsel und Gretel“ einer Neuproduktion weichen musste, wird die Liste der Stücke, die geeignet sind, Kinder an die Oper heranzuführen, in München immer kleiner. Die „Zauberflöte“ in der zeitlosen Inszenierung von August Everding (Bühne und Kostüme: Jürgen Rose; Neueinstudierung: Helmut Lehberger) ist noch so eines. Und so waren dann auch viele Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern in der Familienvorstellung am 23.11. Wie immer bei Familienvorstellungen herrscht vor Beginn im Zuschauerraum schon gespannte Erwartung und während der Aufführung sind die Reaktionen der (kleinen) Zuschauer immer besonders direkt und herzlich. Publikumsliebling ist natürlich der Papageno, der an diesem Abend von Daniel Schmutzhard gesungen und gespielt wurde. Er spielte die Rolle sehr sympathisch und witzig, ohne übertriebenen Klamauk. Sängerisch konnte er mit seinem eher dunkel timbrierten Bariton ebenfalls voll überzeugen. Ein Papageno, wie man ihn sich vorstellt. Kein Wunder, dass er am Ende mit dem meisten Beifall bedacht wurde. Aber auch die übrigen Protagonisten standen bei dem Publikum hoch im Kurs, insbesondere Albina Shagimuratova als fulminante Königin der Nacht. Besonders die zweite Arie sang sie mit atemberaubender Souveränität. Ihr Gegenspieler als Sarastro war an diesem Abend Günther Groissböck, der wieder einmal zeigte, dass er nicht nur ein hervorragender Sänger, sondern auch ein wunderbarer Schauspieler ist. Sein Sarastro war zwar ein noch sehr junger, aber dennoch würdiger Herrscher mit großer Autorität. Toby Spence sang den Tamino mit ausdrucksstarker, strahlkräftiger Stimme. Beeindruckend war außerdem seine deutliche Diktion und sein (fast) akzentfreies Deutsch in den Dialogen. Genia Kühmeier als Pamina begeisterte vor allem durch ihre differenzierte musikalische Gestaltung und ihre weiche, fließende Stimme. Tareq Nazmi als Sprecher, Laura Tatulescu, Tara Erraught, Okka von der Damerau als die „Drei Damen“ sowie Ulrich Reß als Monostatos und Mária Celeng als Papagena komplettierten das hervorragende Solistenensemble. Ivor Bolton dirigierte das Bayerische Staatorchester sehr zupackend, so dass manche Nuance der Partitur verloren ging. Einige Male gab es auch Abstimmungsprobleme mit den Sängern. Insgesamt jedoch eine sehr schöne Aufführung, besonders für die vielen Kinder.
Gisela Schmöger