Musikhochschule Lübeck: Die Welt wird noch einmal gerettet (4.7.2015)
Von Horst Schinzel
An der Lübecker Musikhochschule gibt es schon seit einer Reihe von Jahren eine sehr effektive Abteilung für Popularmusik unter Leitung von Professor Bernd Ruf. Die wirkt allerdings weitgehend im Stillen. Einmal im Jahr treten die Studierenden aus dieser Abgeschiedenheit heraus und präsentieren ihr Können mit einer Revue. In diesem Jahr diente der Glanz von Hollywood-Filmen für den Hintergrund einer Crime-Revue „Live and let die“. Sieben junge Künstlerinnen und zwei Herren haben eine über rund zweieinhalb Stunden laufende Show erarbeitet, in der es nicht weniger als darum geht, dass die Welt vor einem Bösewicht gerettet werden muss. Der will ausgerechnet von der Trave aus die Weltherrschaft erringen.
James Bond, Miss Marple, Magnum, Inspektor Cloiseau, Abby und die geheimnisvolle Detektivin Ana Log mit ihrer Lupe wollen ihn daran hindern. Und mit ihnen rund siebzig Studierende der Abteilung Popularmusik als Hintergrundchor MHL Pops Singers und dem im Bühnenhintergrund auf drei Etagen hinter einem Gaze- Vorhange mit viel Verve aufspielenden MHL Pops Orchestra. Auf eben diesem Gaze-Vorhang werden Videos mit Szenen amerikanischer Kriminalfilme aufgespielt.
Erarbeitet haben die Studierenden die doch recht dunkle Handlung um Allmachtsfantasien und deren Umsetzung selbst. Und da sind denn gute Ideen doch in Ansätzen stecken geblieben. Sieben junge Damen und zwei Herren singen Lieder aus diesen Kriminalfilmen sehr statuarisch und sitzen anschließend an einer Bar, von der aus sie ihre Kommilitoninnen begleiten. Ganz im Hintergrund sehr steif der Chor. Die angekündigten großen Emotionen bleiben weitgehend auf der Strecke. Da versteht es sich, dass das NDR-Fernsehen die Produktion in seiner Vorbesprechung nur mit 3,5 von fünf Sternen bewertet.
Die Zuhörer der Premiere sind allerdings sehr zufrieden. Sie spenden jedem Auftritt herzlichen Beifall und feiern am Schluss alle Verantwortlichen, bevor sie in den Gewitter-Abend entlassen werden.
Horst Schinzel