Frankfurt: Messertränen, Zweimal Alexander, Komödie auf der Brücke. Drei Einakter) von B.Martinu am 6.7.2015)
In ihrem Opernfinale präsentiert die Frankfurter Oper 3 Einakter von Bohuslav Martinu, dem Komponisten der letzten Spielzeitpremiere ‘Julietta’, im Bockenheimer Depot. Es handelt sich dabei um die beiden postum uraufgeführten (komischen) Opern Messertränen (1969, Brünn) und Zweimal Alexander (1964, Mannheim) sowie um die Komische Funkoper ‘Komödie auf der Brücke’ (UA 1937, Prager Rundfunk). Bei den ersten beiden handelt es sich um sogenannte Zeitopern, die auch vom Dadaismus inspiriert sind, bei der dritten um eine Vorlage aus den napoleonischen Kriegen, auf die der Komponist einen eigenen Text verfasst hat. Das Mädchen Popelka war ins feindliche Lager gegangen, um den angeblich erschossenen Bruder noch einmal zu sehen. Bei der Rückkehr über die Brücke darf sie zwar bei dem ersten Soldaten passieren, der zweite lässt sie aber nicht wieder herunter. Als es dem Brauer aus ihrem Dorf ebenso ergeht, fängt sie mit ihm ein Techtelmechtel auf der Brücke an. Als ihr Verlobter, der Fischer Sykos auftritt, muss sie sich gegen den Vorwurf der Untreue erwehren. Auch des Fischers Ehefrau Eva kommt hinzu, und macht ihrem Mann Vorwürfe. Den zusätzlich auftretenden Schulmeister bitten die Vier um ein Urteil in dieser Situation.
Dieser ist aber mit einer Rätsellösung dringend beschäftigt. Der Krieg rückt näher, die Schlachtgeräusche werden immer lauter. Wie ein deus ex machina erscheint nun der Offizier Ladinsky und klärt nicht nur die Situation für die beiden Paare positiv auf, sondern kann auch zur Rätsellösung des Schulmeisters , bei der es sich um ein eingesperrtes Reh handelt, beitragen. Martinu erfindet dazu eine Musik für Kammmerorchester in neoklassizistischem Stil, die sehr virtuos aufgebaut ist und die Situationen prägnant begleitet. Nicolai Peterson leitet mit Drive das kleine Orchester, das sich links von der Bühne befindet. Beate Baron inszeniert auf einer Bühne von Yasu Yabara, die im Prinzip die gleiche wie bei den vorhergehenden Opern ist. Vorne tief unten und deshalb vom Zuschauerrang nicht immer gut einsehbar eine Spielfläche, rechts führt eine Sandhalde steil nach oben und dort ist auch ein Sandbodenbelag (Wüste Europa?). Die beiden Soldaten vom Extrachor haben links und rechts im Sand Stellung bezogen und schüchtern das Mädchen ein. Popelka und Eva sind in schön anzusehenden böhmischen Trachtenkostümen gekleidet, wie auch ihre Partner Bedron und Sykos (Gwendolyn Jenkins). Den Schulmeister singt Simon Bode mit weit ausschweifendem, dabei weichem Tenor. Die Eva wird plastisch bodenständig von Katharina Magiera gesungen. Ihr Bedron gibt mit markantem Baß Thomas Faulkner. Den Sykos singt warmtimbriert der Bariton Sebastian Geyer. Seine Verlobte ist Maren Favela mit ausdruckreichem, manchmal schelmischem Sopran. Die Regie stellt die Personen weitgehend statisch in sogenannten Lebenden Bildern dar, in kurzen Pausen finden Umgruppierungen statt.
Katharina Magiera, c: Monika Ritterhaus
Bei ‘Messertränen’ geht es dagegen um eine absurde Liebeskomödie und ein Personendreieck Mutter, Tochter, Liebhaber der Tochter, bei der sich die Tochter in einen Erhängten verliebt, der als Puppe mit Gasmaske an der Wand hängt. Ein Fahrradfahrer entpuppt sich als Teufel,, mit dem Eleonore den Erhängten eifersüchtig machen möchte. Am Ende verschwindet er aber. Elizabeth Reiter gibt die Eleonora ganz allerliebst, und auch die Mutter kann in Gestalt von Katharina Magiera ‘hermachen’. “Zweimal Alexander” ist im Stil von Cosi fan tutte eine Liebestäuschung, bei der der Ehemann die Treue seiner Frau auf die Probe stellt, indem er als Cousin aus Amerika erscheint. Das Dienstmädchen Philomene macht sich aber auch an die Herrin heran (zumindest in der Inszenierung). Im Traum wird Armande von den Chimären der Ehegöttin bedrängt. Das Porträt des Ehemanns und den Erzähler gibt Thomas Faulkner mit schlankem gewichtigem Baß. Oscar, Cousin aus Texas ist witzig und abgehoben Simon Bode. Der Alexandre wird wieder vom sympathischen Sebastian Geyer, erst mit langem Bart, baritonal gemimt. Seine Frau ist die sich schönstimmig verliebende Anna Ryberg. Beate Baron setzt hier einen phantastisch bürgerlichen Raum mit Luken für das lebendig werdende Porträt und allerhand Plüsch in Szene. Und die Musik kommt bei Alexandre Bis ganz spritzig spannend herüber.
Friedeon Rosén