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WIEN/ Staatsoper: DIE ZAUBERFLÖTE

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WIENER STAATSOPER – DIE ZAUBERFLÖTE am 30. November 2013

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Foto: Barbara Zeininger

 Das passiert auch nicht oft, dass nach der fünften Aufführung einer Premierenserie eigentlich eine Leermeldung stehen müsste. Denn allzu viel ist den fast durchwegs unbefriedigenden Kritiken dieser Staatsopern-Zauberflöte nicht mehr hinzuzufügen, die Kolleginnen und Kollegen analysierten diesen Flop des Regie-Duos Moshe Leiser und Patrice Caurier zur Genüge und mit vielen Details. Teilweise wirkte das – meiner Meinung nach überschätzte und sicherlich nicht als Kinderoper taugliche – Werk Mozarts wie eine Parodie an einem Provinzhaus: Pyrotechnik nach dem Motto „Ich will, aber ich kann nicht“, unnötige Burlesk-Einlagen an der Grenze zur absoluten Peinlichkeit (das Polizisten-Ballett), ein Sparbühnenbild mit Szenen vor dem Vorhang und Unästhetik in Reinkultur inklusive der hässlichen Heizungskörper u.s.w. Bei der Premiere wurde auch noch bemängelt, dass bei der Wasserprobe kein blaues Licht (nach dem roten bei der Feuerprobe) zu sehen war, das hat man wenigstens geändert. Peanuts, denn die Leistung des Bühnenbildners Christian Fenouillats  hat sich eigentlich keine Gage verdient. Besser kam da Kostümbildner Agostino Cavalca weg, zumindest die drei Damen setzten einen optischen Glanzpunkt.

 Eine Personenführung konnte ich nur in Ansätzen erkennen, die Dialoge holperten so durch die Gegend. Dass vielleicht eine Lektüre des Programmheftes geholfen hätte, das Konzept des Leading Teams zu verstehen, kann angesichts des Publikums keiner ins Treffen führen: Viele ausländische Gäste, viele Jugendliche und Kinder, kaum anzunehmen, dass sich diese Klientel mit Programmheften auseinandersetzt. Und dass Kollegin Renate Wagner deren Fehlerhaftigkeit in ihren Ausführungen zuletzt kritisierte, dürfte beim Staatsopern-Dramaturgenteam nicht gut angekommen sein, denn im Einführungsvortrag des Abends wurde darauf hingewiesen, dass auch der Premierenzettel aus dem Jahr 1791 statt Pamina eine Pramina auswies, es also auch damals schon Druckfehler gab! Naja!

 Musikalisch zog sich die Aufführung wie der berühmte Strudelteig, Christoph Eschenbach dürfte wirklich nicht der ideale Dirigent für Mozart sein. Die unexakten Einsätze störten und waren auch bei der fünften Aufführung der Serie immer noch nicht ausgemerzt. Bessere Zensuren als bei der Premiere gibt es aber für den Sarastro Brindley Sherratts, der seine Indisponiertheit überwunden hatte und einen souveränen sonoren Bass hören ließ. Auch Benjamin Bruns wusste als Tamino sehr zu gefallen, während Chen Reiss höchstens am Weg zu einer Pamina ist, zu uneinheitlich wirkte ihre Stimme den Abend über. Markus Werba brauchte eine gewisse Zeit, dann aber gewann sein Papageno die Herzen des Publikums, er hat die Partie ja im kleinen Finger. Die Königin der Nacht lag in der perlenden Gurgel von Olga Pudova, lediglich die Übergänge der Koloraturen nach unten erhielten zu viel Druck. Von den drei Damen verdient Christina Carvin eine positive Hervorhebung, während Papagena und Monostatos sicherlich nicht ideal besetzt erschienen. Abgesehen von der misslungenen szenischen Darstellung (wurden Personenführung und Dialogregien überhaupt geprobt?) gefiel sowohl „unser“ Alfred Šramek als Sprecher und 2. Priester sowie Benedikt Kobel als 1.Priester. Unauffällig im wahrsten Sinn des Wortes (wie Figuren aus dem Dritten Mann) hielten sich Marian Talaba und Dan Paul Dumitrescu als die beiden Geharnischten im Hintergrund, was bei ihren Stimmen nicht notwendig gewesen wäre, die überzeugten nämlich. Leider nicht im Hintergrund agieren konnten drei Wiener Sängerknaben, aber bei den Youngsters sollte man nicht zu streng sein.

 Beim wenig motivierten Staatsopernorchester fiel lediglich auf, dass jede noch so kleine Pause genutzt wurde, um aus dem Graben zu verschwinden und sich zurückzuziehen. Frage: Gibt es dafür Gehaltsabzüge? Kurzer Beifall, kein Widerspruch aus dem Publikum, ein unbefriedigender Abend, eine unbefriedigende Kritik!

Ernst Kopica

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