Dubai erbaut sich eine vom Öl unabhängige Zukunft, 30.11.2013
von Ursula Wiegand
Wie ein Ausrufezeichen ragt der 828 Meter hohe Burj Khalifa in Dubais blauen Himmel. Eines mit magischer Wirkung. Auf dem Weg dahin stehen die Hochhäuser Spalier, eine ansehnliche Garde in faszinierenden Farben und Formen.
Dubai, Hochhäuser stehen Spalier. Foto: Ursula Wiegand
Dubai, der zweitgrößte Staat der Vereinigten Arabischen Emirate, ist kein Erdbebengebiet. Dort kann man sich solch einen schicken „Spargel“ als Weltrekordhalter leisten, geplant von Adrian Schmith und den Experten von „Skidmore, Owings & Merrill Architects“ (Chicago).
Dubai, Spitze des 828 m hohen Burj Khalifa. Foto: Ursula Wiegand
Für seinen aufrechten Stand sorgen 850 Betonpfähle, die unter der Meeresoberfläche bis zu 70 Meter tief in den Boden gerammt wurden. Mit vorbestellten (!) Tickets wollen wir diesen Himmelsstürmer erobern und widerstehen zunächst den Shopping-Verlockungen mitsamt Aquarium in der Dubai Mall.
Dubai, Aquarium in der Dubai Mall. Foto: Ursula Wiegand
In nur 1 Minute saust der Hochgeschwindigkeitsaufzug hinauf zur 452 m hoch gelegenen Aussichtsplattform. In der verglasten Rotunde drücken alle staunend die Nasen an die Scheiben und lassen die Kameras klicken. Aus dieser Höhe wirken selbst stattliche Wolkenkratzer bescheiden und die Dörfer drunten wie von Märklin. Ansonsten Wüstenflächen, die wohl bald bebaut werden. Stararchitektin Zaha Hadid hat bereits „Tanzende Türme“ in petto.
Dubai, Blick vom Burj Khalifa. Foto: Ursula Wiegand
In der Ferne ist eine Inselgruppe zu sehen, sämtlich künstliche Eilande, Baugrund für (weitere) Nobelherbergen und vielerlei Attraktionen. Landgewinnung aus dem Meer ist Dubais Hobby. Den Anfang machte die „Palm Jumeirah“, auf der sich seit Ende 1999 der 321 Meter hohe Burj al Arab (Turm der Araber) erhebt.
Dubai, Burj al Arab, 321 m. Foto: Ursula Wiegand
Der segelförmige Bau ist Dubais Wahrzeichen, erinnert an die Seefahrertradition des Landes und gilt als Wegweiser in die Moderne. Er umschließt das gleichnamige 7-Sterne-Hotel, eine der allerfeinsten Adressen weltweit. Zum Jumeirah Imperium gehören auch die Emirates Towers (von 2000) an der Sheikh Zahed Road und die Emirates Shopping Mall.
Der Gag drinnen ist eine Skihalle mit Sessellift und Alpen-Ambiente. Wintersport bei Sommertemperaturen von rd. 45 Grad Celsius!
Dubai, Skihalle in der Mall of Emirates. Foto: Ursula Wiegand
Anderes haben die Entwickler für die 427 qkm große „Palm Deira“ im Sinn. Dort soll ein neues Touristenziel mit Hotels, Yachthafen, Riesenaquarium, Nachtmarkt und einem Amphitheater für 30.000 Besucher entstehen.
Solche Pläne zeigen Zuversicht, läuft es doch nach der Finanzkrise von 2008/2009 wirtschaftlich wieder rund. Mit 5,5 Millionen Gästen im den ersten 6 Monate 2013 erzielte Dubai einen Halbjahresrekord und dürfte es im Gesamtjahr auf rd. 11 Millionen Besucher bringen. Bis 2020 soll ihre Zahl auf 20 Millionen steigen.
Dass dieses Ziel erreicht wird, ist wahrscheinlich. Gerade hat Dubai mit dem Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ und entsprechenden Entwürfen die Ausschreibung für die Expo 2020 gewonnen. Zwischen Oktober 2020 und April 2021 werden sogar 25 Millionen Besucher erwartet, davon 70 Prozent aus Ländern außerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Auf solche Weise koppelt sich Dubai noch stärker als bisher vom Ölboom ab und setzt dezidiert auf Handel und Wandel sowie den Tourismus. Beides erfordert den weiteren Ausbau der Infrastruktur, und auch damit kommt Dubai voran.
Ein neuer, noch größerer Airport ist bereits im Bau, geeignet für Riesenjets. Schon vor der dortigen Luftfahrtmesse im November hatte die staatliche Fluggesellschaft Emirates kräftig geordert, denn Dubai will zum weltgrößten Luftdrehkreuz werden.
Die Seereisenden hat man ebenfalls im Visier. Nach einer Rekordsaison erwarten die Verantwortlichen für 2013/2014 Anläufe von 20 Kreuzfahrt-Unternehmen und insgesamt 300.000 Passagiere. Daher soll Dubais Kreuzfahrthafen um 270 qkm vergrößert werden.
Dubai, Sightseeing auf einer Abra. Foto: Ursula Wiegand
Für den Verkehrsfluss im Stadtgebiet wird ebenfalls vieles getan. Weitere Metrolinien sind im Bau oder geplant. Ein neuer Kanal soll den Dubai Creek, einen Arm des Arabischen Golfs, ergänzen und für einen flüssigeren Verkehr mit Hilfe von Wassertaxis sorgen. Die und die traditionellen Abras (Holzboote) sind billig und bei Bewohnern und Besuchern gleichermaßen beliebt.
Auf dem Creek befördern sie schon immer die Menschen in die Souks, wo Textilien und Schuhe, Elektroartikel, Obst, Gemüse und duftende Gewürze warten.
Dubai, Gewürze im Souk. Foto: Ursula Wiegand
Noch verlockender ist für viele der weltbekannte Goldmarkt. Da es in Dubai keine Mehrwertsteuer gibt, ist Schmuck – genau wie Textilien und Schuhe – sehr günstig. Die Inder kommen zuhauf, um üppige Hochzeitsgaben zu erstehen. Für diese Klientel will man sogar das Taj Mahal nachbauen.
Dubai, Schaufenster im weltberühmten Gold-Souk. Foto: Ursula Wiegand
Zurück zum Wasser, in Dubai ohnehin ein Top-Thema, auch für die Besucher. Die wollen nicht nur shoppen, sondern auch schwimmen, wollen in schönen Hotels und Zimmern mit Meeresblick wohnen, so wie wir im „JA Jebel Ocean View Hotel“.
Dubai, JA Jebel Hotel Ocean View, Lobby. Foto: Ursula Wiegand
Es ist das erste 4-Sterne Hotel an der Flaniermeile The Walk. Sehen und gesehen werden, ist dort das Motto. – Der große Hotel-Pool liegt auf der dem Meer zugekehrten Seite. Hier ist es ruhig, obwohl nahebei gerade ein kleinteiliges Shopping Areal entsteht. Aus dem Hotelfenster fällt der Blick auf eine weitere neue Insel: „Bluewater Island“.
Dubai, Bluewater Island, demnächst mit Riesenrad. Foto: Ursula Wiegand
Dort soll sich demnächst das „Dubai Eye“ drehen, das weltgrößte Riesenrad mit bis zu 210 Metern empor kreisenden Gondeln. Per Schiene und Straße soll die Insel mit dem Festland verbunden werden.
Wo soviel gebaut und gearbeitet wird, wächst die Sehnsucht nach Tradition und Romantik. Beides besitzt die liebevoll restaurierte Altstadt Bastakiya.
Dubais stille Altstadt Bastakiya. Foto: Ursula Wiegand
Stille Gassen schlängeln sich durch gelbliche Häuserreihen mit sonderbar bewehrten Türmen. Ein kleines Restaurant verlockt zum Pausieren. Auch befindet sich dort das SMCCU, das „Sheikh Mohammed Centre for Cultural Understanding“, wo junge Damen im schwarzen Tschador eine Einführung in die Landessitten mitsamt einem traditionellen Essen (ab 12 Euro) bieten. Ein Ziel zahlreicher Besucher.
Dubai, Wasserspiele an der Dubai Mall. Foto: Ursula Wiegand
Noch romantischer wird es nach Einbruch der Dunkelheit zu Füßen des Burj Khalifa. Jeden Abend tanzen hier zu beschwingter Musik die angestrahlten Fontänen. In der Nachbarschaft entsteht ein Kulturviertel mit einer Oper, einem modernen Kunstmuseum sowie Galerien und Design-Studios. Denn auf diesem Gebiet hat Dubai verglichen mit Abu Dhabi und Oman noch Nachholbedarf.
Hochtrabende Pläne gab es bereits, doch während der Finanzkrise verschwanden sie in der Schublade. Nun werden sie wieder hervorgeholt, um Kulturinteressierte möglichst schon vor der Expo 2020 zufrieden zu stellen.
Dubai, JA Jebel Ali Golf Resort, frühmorgens. Foto: Ursula Wiegand
Romantik anderer Art bietet schließlich das „JA Jebel Ali Golf Resort“, das – wie das „Ocean View“ – zu den „JA Resorts & Hotels“ gehört. Im jungen Dubai war das vor 32 Jahren am Arabischen Golf gegründete Ferien-Paradies mit seinem 800 Meter langen Palmenstrand und dem 9-Loch-Golfplatz ein Trendsetter, um Dubai als Urlaubsziel zu etablieren.
Diese strotzend grüne Enklave im Wüstensand, ausgestattet mit 2 Luxushotels, 4 Pools, diversen Restaurants, Spa, Yachthafen, Reitpferden, Reit-Dromedaren und einem Streichelzoo ist auch bei Familien sichtlich beliebt. Die kommen später an den Strand oder bleiben an den Pools. Ungestört tummele ich mich nach Sonnenaufgang im wunderbar warmen Meer.
Dubai, JA Jebel Ali Golf Resort. Foto: Ursula Wiegand
Langeweile stellt sich auch hier nicht ein. Wer schon alles ausprobiert hat, fährt mit den Shuttlebussen in die City. Außerdem ist nahe dem Hafen Jebel der „Dubai Adventure Studios Fun Park“ in Planung, u.a. mit „Action Rides“, Wasserrutschen, einem Kinder- und „Nachtsafari Park“ und der „Mall of the World“, dem weltgrößten Einkaufskomplex. Demnächst also ein weiterer, noch verrückterer Rekord.
Doch ebenso rekordverdächtig sind die allgemeine Freundlichkeit und Servicebereitschaft, nicht nur in Hotels und Gourmet-Restaurants. Diese Haltung macht Dubai zur Wohlfühl-Destination.
Infos zu Dubai unter www.definitelydubai.com, zu „JA Resorts & Hotels“ unter www.jaresortshotels.com. Der Winter bis Anfang April ist für Mitteleuropäer die ideale Reisezeit. Die „kältesten“ Monate sind Januar und Februar. Für die gekühlten Malls empfiehlt sich eine Jacke.
Erforderlich ist ein noch 6 Monate gültiger Reisepass ohne Israel-Stempel. Impfungen sind unnötig. Dubai ist ein sauberes, sicheres und aufgeschlossenes Reiseland. Allzu spärliche Kleidung sollten Besucher in der Öffentlichkeit jedoch ebenso vermeiden wie die Mitnahme „pornographischer“ Lektüre. In den Hotels gibt es auch alkoholische Getränke.
Flüge z.B. mit „Emirates“ ab 4 deutschen Flughäfen sowie ab Wien und Zürich. Menüwahl und angenehmer Service auch in der Economy Class. Tarife unter www.emirates.com. (Ursula Wiegand)