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NÖ Theaterfest / Baden: ERNST IST DAS LEBEN

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Ernst sein Szene jp <

Fotos: Bühne Baden

NÖ Theaterfest / Baden / Sommerarena: 
ERNST IST DAS LEBEN von Oscar Wilde
Premiere:  24. Juli 2015

Wie viel „Modernität“ benötigt Oscar Wilde? Offen gesagt: gar keine. Sein Witz, seine Frechheit, sein Jonglieren am Gedankenseil von Sprache und zerebraler Equilibristik kommt wahrscheinlich am besten zur Geltung, wenn es aus Viktorianischen Spitzen hervorblinzelt. Das hieße allerdings, Oscar Wilde zu spielen, und das ist heutzutage nicht mehr akzeptabel – obwohl es einem Publikum in der Badener Sommerarena sicherlich am besten getaugt hätte. Hier bringt das Landestheater Niederösterreich nun schon seit vielen Jahren die dritte Sommerpremiere heraus, „statt einer Operette“, und da wäre Wilde sicher richtig. Wenn…

Wie viel „Modernität“ erträgt Oscar Wilde? Die holländische Regisseurin Maaike van Langen, mit einem noblen Karriere-Background in ihrer Heimat, hat die Möglichkeiten von Wilde so angespannt, dass sie wahrlich überspannt wurden und am Ende nur Scherben blieben. Schon das Bühnenbild von Moritz Müller – verschränkte schräge beige Bretterbögen, die entfernt an eine Wüste erinnern und den Darstellern jegliche „Kraxelei“ auferlegen, ihnen aber keinen Raum zum Spielen geben – demonstriert die Absicht: Möglichst keine Erwartung zu füllen, die an Wilde gemeiniglich geknüpft wird. Dabei hilft auch die Übersetzung von Elfriede Jelinek, so unelegant, so brutal grob („vögeln“ kommt bei Wilde sicher nicht vor), so pointenscheu, dass man damit gar nicht das spielen kann, was der Autor gemeint hat: lockere Komödie, die konkret Gesellschaftliches immer wieder ins Absurde kippen lässt… „Bunbury“, hier unter dem ungewohnten Titel „Ernst ist das Leben“, quält mit entschlossener „Killen wir Wilde“-Absicht.

Also, alles anders. Das ist zu Beginn so lähmend langsam und schwerfällig, dass man die Darsteller in ihren Allerwertesten kicken möchte, damit sie der Sache etwas Tempo und Esprit schenken mögen. Was falsch beginnt, endet auf andere Weise falsch: Nach der Pause wird dann plötzlich Hektik in einer Weise überdreht, dass nicht nur das Stück, sondern auch die Aufführung quasi in Purzelbäumen im schrillen, kreischenden Nichts landet.

Ernst sein Krüger jp xx
 Pascal Lalo und Fabian Krüger

Burgschauspieler Fabian Krüger als Algernon mag sicher ein Motiv sein, den Abend zu besuchen, einen guten Grund dafür gibt rückwirkend auch er nicht ab. Baumeister Lugner (“Volkes Stimme, Gottes Stimme”?) war nach der Pause nicht mehr gesehen, viele andere auch nicht. Wer blieb, der litt buchstäblich bis zum bitteren Ende.

Renate Wagner

 

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