SALZBURGER FESTSPIELE – ORCHESTERKONZERT 27.7.2015
(Heinrich Schramm-Schiessl)
Ich war Anfang der letzten Saison, als er an der Staatsoper den „Holländer“ dirigierte schon von ihm angetan und er zählt zu der jungen Garde von Dirigenten, von denen man sich erwartet, daß sie in den nächsten Jahren quasi dass Zepter überrnehmen. Er wurde ja sogar mit Außenseiterchancen für die Chefposition in Berlin genannt, was ich für unsinnig hielt, da diese Position sicher zu früh für ihn gekommen wäre. Die Rede ist von Yanick Nézet-Séguin, der 2008 mit Gounods Romeo et Juliette in Salzburg debutierte und heuer das 1. Orchesterkonzert der Wr. Philharmoniker dirigierte.
Am Programm standen entsprechend dem heurigen Programmschwerpunkt der philharmonischen Konzerte zwei Werke, die das Orchester dereinst aus der Taufe gehoben hat. Am Beginn stand Bohuslav Martinus „Les Fresques de Piero della Francesca“, 1956 in Salzburg unter Raffael Kubelik uraufgeführt. In dieser Tondichtung versuchte Martinu seine Eindrücke über den Freskenzyklus des Piero della Francesca in der Chorkapelle von San Francesco del Arezzo zu schildern. Es handelt es sich um ein zwanzigminütiges Werk von ungeheurer Klangpracht aber auch zarter Poesie in der die Philharmoniker unter dem jungen Kanadier alle ihre Vorzüge zur Geltung bringen konnten
Ohne Pause folgte dann das zweite Werk, die Große Messe in f-moll von Anton Bruckner. Wenn die Wr. Philharmoniker Bruckner spielen, dann weiß man, daß sie allen sonderbaren Rankings zum Trotz eines der besten Orchester der Welt sind. Nézet-Séguin war auch hier ein kompetenter Leiter, der mit dem großen Apparat keinerlei Probleme hatte. Ein tolle Leistung bot auch der Chor des Bayr. Rundfunks in der Einstudierung von Peter Dijkstra die vom Publikum entsprechend akklamiert wurde. Ein bißchen unausgeglichen das Solistensemble Dorothea Röschmann, Karen Cargill, Christian Elsner und Franz-Josef Selig.
Heinrich Schramm-Schiessl