Finale des ImPulsTanz-Festivals 2015: GENDERSPIELE IN DER TROPENHITZE
Von Meinhard Rüdenauer
Von Tropenhitze wurden die Performances der Wiener ImPulsTanz-Reihe 2015 überzogen. Faustin Linyekula Ngoy, Choreograph und Juror aus dem Kongo, hat Wien diesbezüglich afrikanisches Format zugesprochen. Recht munter und ungeniert ist es allerdings doch bei den diversen Genderspielen innerhalb von vier Wochen zugegangen. Angefangen vom Massenzulauf zu Doris Uhlichs “Hit the Boom”-Nacktshow bei der Festival-Eröffnung im Haupthof des MuseumQuartiers bis zu nackt & nackter und auch zu einigen sehr ausdrucksstarken Soloauftritten wie Piecen mit kleinen Besetzungen. Wie dem “Personal Symphonic Moment” der Finnin Elina Pirinen zur Musik von Dmitri Schostakowitschs nerviger 7. Symphonie. Ihre Choreographie hat auch einen der Preise zugesprochen bekommen, welche bei der abschließenden Award Ceremony im Kasino am Schwarzenbergplatz verliehen wurden. Ligia Lewis aus der Dominikanischen Republik durfte sich für ihr “Sorrow Swag”-Duo ebenfalls über eine Auszeichnung erfreuen.
Österreichische oder hier lebende Tänzer sind dieses Jahr etwas stärker in den Mittelpunkt gerückt worden. Wie Uhlich, Christine Gaigg, Saskia Hölbling, Philipp Gehmacher. Und dem in der Staatsopern-Ballettschule ausgebildeten, aus dem Opernballett aber bald wieder ausgeschiedenen Simon Mayer wurde von der Jury für sein “Sonnen-Bank-Sitzen” (na ja, eigentlich mit einem englischen Titel: “SunBengSitting”) ebenfalls ein Preis zuerkannt. Mayer mischt auf originelle künstlerische Art alpine Volksmusik mit nackter Haut, jodelnd und paschend und aufgeigend, zitiert alte Brauchtümer und stürzt sich schnurstracks in aktuelle geschlechtliche Rollenspiele. Und dies ist durchaus als ein relevanter Kreativprozess zu schätzen.
Charmant, charmant auch Dirk Stermann und Nina Sonnenberg, welche anfangs mit ironischen Kommentaren die Award Ceremony zu moderieren verstanden. Ganz ohne Hitzeschäden ist es hier aber dann doch nicht gegangen: Stermann schlürfte wenig appetitlich Spaghetti und bekleckerte sich recht ordentlich, Sonnenberg strahlte verschmitzt zu ihrer Sudelei in einem Yoghurt-Bad. Bitte, schließlich Yoghurt & Spaghetti & die Körper vereint …. solches könnte vielleicht auch als spöttisches Gendertändelei-Späßchen angesehen werden. Oder war´s doch nur zeitgeistige Nacktheit? Bleiben wir lieber bei Simon Mayer oder Elina Pirinen, deren getanzten künstlerischen Statements als absolut seriös zu betrachten sind.
Meinhard Rüdenauer