SOMMER OPER VARNA, 18. 8.2015 “AIDA”
In einer optisch gut gelösten, sehr konservativen Inszenierung und mit sehr geschmackvollen Kostümen, ausgestattet von Kuzman Popov, konnte man stellenweise musikalische Sternstunden erleben.
Als erstes sei die Amneris von Agunda Kulaeva genannt. Eine junge Künstlerin vom Bolschoitheater Moskau dominierte diesen Abend. Die hübsche junge Dame verfügt über einen unendlich breiten Mezzo mit blühenden Höhen, herrlicher Mittellage und endloser Tiefe mit dieser gewissen Schwärze, die so wichtig für die Gerichtsszene ist. Somit wurden alle Szenen mit ihr zu den absoluten Höhepunkten, wobei die Gerichtsszene das Allerbeste war. Gastspiele der Künstlerin sind für Berlin, Paris und Verona geplant!
In der Titelrolle hörte und sah man die junge, sehr viel versprechende Sopranistin Tanya Ivanova, die als Mezzo begann. Sie hat eine kräftige sehr schön geführte Stimme. Auch sie hat eine volle Mittellage, die Höhe, wenn sie lyrisch genommen wird ist sehr klangvoll, die leichte Neigung zum Forcieren sollte sie besser lassen, die Stimme ist groß genug, somit ist das völlig unnötig.
Kamen Chanev
Als Radames hörte man Kamen Chanev, ein sehr internationaler Tenor mit einer gewaltig großen Stimme – und er präsentierte sich als ein absoluter Höhenjäger, der sich natürlich mit den vielen b im Nilakt spielt. Sozusagen, wer hat der hat, damit kann er immer punkten, wie schön er auch Piani singen kann, zeigte er leider erst im Schlussduett. In Wien hörte man ihn bedauerlicher Weise schon länger nicht mehr.
Eine sehr interessante Stimme zeigte Plamen Dimitrov als Amonasro. Ein dunkler Bariton, der technisch besonders in den Legatobögen bestens geführt ist, in den dramatischeren Stellen jedoch zum Forcieren neigt. Da will er hörbar auch darstellerisch einfach noch mehr, und dieses Zuviel geht manchmal mit ihm durch.
Als Koenig überraschte Geo Chobanov mit dunkler Bassstimme und man wünschte er hätte mit dem Ramphis Angel Christov, dessen Stimme etwas abgenützt wirkte, getauscht.
Auffallend gut sang Galina Velikova die Priesterin, die in dieser Regie fast wie Norma hoch erhoben auf der Bühne stand. Einen sehr schönen Tenor hörte man von Boris Lukov als Bote.
Am Pult wirkte Altmeister Boris Ivanov souverän und der Chor zeigte wie immer starke Stimmen.
Das Publikum jubelte, und Amneris schoss den Vogel ab.
Fazit: Merken sie sich den Namen Agunda Kulaeva !
Elena Habermann