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LÜBECK/ “Musikfest am Kai” / Schuppen: KÖNIG ARTUS von Gabriele Pott. Uraufführung

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König Artus“ – Jugendoper über die Verführung der Macht. (27.8.2015)

 Von Horst Schinzel

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Foto: privat

 Die Lübecker Musikerin und Komponistin Gabriele Pott hat schon während ihrer langjährigen Tätigkeit als Chordirektorin der Eutiner Festspiele gezeigt, dass sie eine glückliche Hand hat, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche für die Mitwirkung an musikalischen Aufführungen zu begeistern. Und traditionelle Opern so zu bearbeiten, dass sie jungen Zuschauern gefallen können. So sind in Eutin einige beeindruckende Aufführungen zustande gekommen. Leider konnte diese Reihe wegen der finanziellen Enge der Neuen Eutiner Festspiele – aber auch wegen des beschränkten Zuschauerinteresses – nicht fortgesetzt werden.

So hat denn Gabriele Pott im vorigen Jahr ihr eigenes Musikfest „Kunst am Kai“ gegründet. Spielstätte ist das eigentlich zum Abriss bestimmte Industriedenkmal „Schuppen C“ auf der Nördlichen Wallhalbinsel, Träger ein gemeinnütziger Verein. Ermöglicht werden die Aufführungen im historischen  Holzschuppen von vielen Sponsoren vor Ort.

Nachdem dort im Vorjahr sehr erfolgreich eine Jugendoper über den Piraten Störtebeker gezeigt worden war, haben  sich Gabriele Pott und ihre Librettistin Gabriele Vonsien diesmal des Sagenkreises um den keltischen König Artus angenommen. Den zeigen sie als jungen Mann und seinen Aufstieg zum „Hochkönig“ der keltischen Stämme im Kampf gegen die eindringenden Sachsen. Als Artus das Schwert Excalibur in einem Baumstumpf findet und es mühelos heraus ziehen kann, wird er als der erwartete Einiger anerkannt. Er führt seine Krieger von Sieg zu Sieg, aber muss erschrocken erkennen, dass er sein Herkommen vergessen hat. Er hat die Verbindung zum Volk verloren. Sein Gefolgsmann Merlin – in der Sage als Zauberer bekannt- macht ihm dies in einem langen Streitgespräch klar. Artus geht in sich und lädt seine Getreuen an seine Tafelrunde.

Neben einem halben hundert Kinder und Jugendlichen – die dafür in einem Operncamp geschult worden sind – setzen tüchtige und spielfreudige Solisten diese Geschichte in fast zwei Stunden um. Allen vorn Roman Grübner als Artus und die bezaubernde Steinunn Soffia Skjenstad als König der Kelten. Anne Schramm als aufbegehrende Gwynefar macht Artus seine Fehlentwicklung klar. Ricardo Frenzel Baudisch ist Merlin, Lukas Anton der Ritter Cajus, Sebastian Dunkelberg Sir Hector.

 Gabriele Pott hat eine eingehende – meist fröhliche – Musik komponiert. Wenn Artus gekrönt wird, jauchzen die Trompeten. Aber auch traurige Töne fehlen nicht. Dass aus örtlichen Musikern zusammen gesetzte- – auf zwei Podien verteilte- Festivalorchester, aber vor allem der kopfstarke Kinder- und Jugendchor setzen diese musikalischen Ideen begeistert um. Der Regisseurin Birgit Kronshage sind schöne Massenszenen gelungen. Um die Bewegungen zu schulen, wurde Martina Wüst- Ehefrau des vormaligen Generalmusikdirektors Roman Brogli-Sacher – aus der Schweiz als Choreografin zurückgeholt. Für die minimalistische Bühnenausstattung mit zwei Gerüsten zeichnet Alex Mans, die Lichtgestaltung Rainer Stute.

Die Uraufführung an diesem Freitag wurde lang und anhaltend gefeiert. Es gab viele Blumen – sehr ungewöhnlich für Lübeck.

Horst Schinzel

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