Musiktheatertage Wien 2015 im WERK X STILLE WASSER 29.8.2015 (Uraufführung) –
Cyriak Jäger (Tuba). Foto: Rahman/ Hag/ Hagir
Die o p e r u n t e r w e g s , bekannt für spektakuläre Aufführungen in der fahrenden S-Bahn oder im Hallenbad Penzing, brachte in Koproduktion mit dem Festival Musiktheatertage Wien, dieses neue Stück, das den bezeichnenden Untertitel „Ein Stück Untergang“ trägt, heraus. Konzept und Regie stammten von Helga Utz. Bereits der Aufführungsort dieses „Events“ suchte seinesgleichen. Gespielt wurde auf der Terrasse im siebenten Stock des Poolhauses im Kabelwerk. Ein eindrucksvoller Rundblick auf Wien eröffnet sich dem Besucher und der Besucherin vom siebten Stock aus, während sich an einem Swimmingpool exquisite Reisetragödien ereignen. Das Publikum sitzt auf den Stufen zur einen Seite des Pools, während die gegenüberliegende Seite einen Dampfer darstellen soll, auf welchem eine Blechbläserband Evergreens zum Besten gibt.
Die Grundlage dieses Stückes bildete der einzige Roman des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe (1809-49) aus dem Jahre 1838 „The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket“, das zu seinen rätselhaftesten Arbeiten zählt. Die Sehnsucht des Titelhelden nach dem Meer kostete ihn das Leben.
Die Autorin thematisiert in „Stille Wasser“ den topos des Reisens ganz allgemein. Sehnsüchte und Ängste, unbekannte Orte, nach denen man sich sehnt und das Scheitern in jeder Lage. Während der alte Seemann/Aart Veder auf seinem Hochsitz am Rand des Schwimmbeckens aus dem Roman vorliest, treibt eine kleine barca à vela auf dem Pool. In diesem kleinen Segelboot sitzt die Abenteurerin/Sandra Bezier und treibt zunächst im Wind umher. Doch das kleine Boot leckt und verzweifelt schöpft sie das eindringende Wasser aus dem Bootsboden. Doch die Barke geht unter und der Lebensfrohe/Anegagrie Mekonnen Abtew springt mit einem Kopfsprung in den Pool und zieht die ertrinkende Abenteurerin noch rechtzeitig aus dem Wasser.
Die Dame mit Hund, der jedoch nicht in Erscheinung tritt, Maren Schwier, lässt ihren hellen Sopran auf Englisch zwei Mal vom Poolrand erschallen. Der Text ist leider nur schlecht verständlich, dafür sorgten quengelnde Kleinkinder, die der recht anspruchsvollen und für Kleinkinder sohin völlig ungeeigneten Darbietung ebenfalls so lange beiwohnten, als ihr noch nicht stark ausgeprägtes Sitzfleisch es eben zuließ. Die Gesellschaft an Bord des Dampfers rekrutierte sich noch aus einer Dame ohne Hund (sehr wortundeutlich Yoshie Maruoka), dem eleganten Steward von Martin Hemmer, dem Herrn mit Blick in die Ferne von Jan Konieczny sowie dem Herrn mit Blick auf das Nächstliegende von Robert Sievert.
Bei der Combo, Posaunen des Jüngsten Gerichts, bedienten Walter Fend und Lukas Hartl Trompete und Flügelhorn, Martin Grünzweig die Posaune und Cyriak Jäger sowohl Tuba als auch Posaune.
Iris ter Schiphorst hat für „Stille Wasser“ sowohl elektronische Klänge, als auch Gesangspassagen und Blechbläsersätze komponiert. Zu hören waren aber auch interessante Blechbläserarrangements von Evergreens von Herb Alpert und Consuelo Velázquez.
Die Ausstattung dieses ungewöhnlichen Werkes besorgten Thomas Unthan und Agnes Burghardt, einfühlsam eingeleuchtet wurde die Szenerie um den Pool noch von Hari Michlits.
Nach 60 Minuten Aufführungsdauer erhielten alle Mitwirkenden begeisterten Applaus. Diese Produktion wird noch am 30.8., sowie am 2., 5. und 10.9., jeweils um 20 Uhr, gezeigt.
Harald Lacina