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WIEN/ Musiktheatertage/ Kabelwerk/ Werk 2: WAS MICH DARAN HINDERT, EINE OPER ZU SCHREIBEN von Klaus Karlbauer. Uraufführung

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Musiktheatertage Wien 2015 im WERK 2 WAS MICH DARAN HINDERT, EINE OPER ZU SCHREIBEN 29.8. 2015(Uraufführung)
Konzept und Performance dieser „Lecture Oper“, wie das Werk im Untertitel umschrieben wird, stammt von Klaus Karlbauer. Die Gesangsperformance von Rosivita.

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Copyright: Karlbauer Projects

Den Kernpunkt dieses Stückes bildet die Frage, was übrig bleibt, wenn das Drama entdramatisiert wird, wenn man also jene Elemente weglässt, die eine Oper traditionell ausmachen, nämlich die „großen Gefühle“, das Pompöse, das Pathos, eine bisweilen opulente Ausstattung und natürlich die Virtuosität der Sängerinnen und Sänger und wie lassen sich unsere höchstpersönlichen Lebenswirklichkeiten musikalisch so übersetzen, dass wir dadurch im Sinne einer Katharsis berührt werden?

Wird das Publikum mit sich selbst konfrontiert, wenn man seine Aufmerksamkeit auf das scheinbar Nebensächliche, wie Pausen, Nebengeräusche, Zwischentöne, Risse und Brüche lenkt?

Mit all diesen „Nebensächlichkeiten“, die üblicher Weise in einer Opernaufführung nicht zu hören und zu sehen sind, beschäftigte sich diese „Lecture Oper“. Zum Material für die Komposition wurden dabei all jene Arbeits- und Reflexionsprozesse während der Arbeit des Komponisten an „seiner“ Oper. Aus diesem Grund gibt es daher auch keine „Bühnenfigur“ bei dieser Aufführung, denn der Komponist-Performer ist „Medium und Message“ zugleich.

Nüchtern und sachlich, wie in einer Vorlesung, ist das Anfangs-Setting gehalten. Sukzessive findet Veränderung statt, fließend (Pantha rhei) von einem Medium ins Andere. Die Komposition, bestehend aus Elementen von Lecture, Performance, Videosequenzen und Sounds, bildet eine Art Oper, die „unfertig, unvollkommen und daher schlüssig ist“ (Quelle: Pressematerial zur Aufführung).

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Copyright: Karlbauer-Projects

Der in Villach geborene und in Wien lebende Komponist, Filmemacher und Performancekünstler Klaus Karlbauer setzte für diese Performance Elektronik in Verbindung mit einer selbstgebauten E-Zither und einer Bassklarinette aus Aluminium ein. Zu Beginn legte er eine Schallplatte auf und man hörte glaublich Maria Callas in ihrer Glanzrolle als Norma. Videoprojektionen zeigen Gartenzwerge und Stereotype wie die Prinzessin, den Prinzen, den Polizisten und den Kasperl. Rosivita lieferte dazu zwei Gesangsperformances. Einmal das berühmte Antikriegslied „Where Have All the Flowers Gone“ von Peter Seeger, allerdings in der in Europa bekannteren deutschen Übertragung von Max Colpet „Sag mir, wo die Blumen sind?“, die einst von Marlene Dietrich so formvollendet interpretiert wurde. Schwieriger war es mit dem zweiten Lied, „Nun bist du ausgezogen“, dessen Urheber ich leider nicht eruieren konnte (Anm.d.Red.:  das Lied heißt  ”Go Home Wanderer” – Text und Musik stammen von Klaus Karlbauer)  Beide Lieder wurden von der Künstlerin Rosivita auf berührende Weise vorgetragen. Gesanglich erinnerte sie, wie ein Kritiker einmal schrieb, an Lotte Lenya und Patti Smith, oder anders ausgedrückt: eine rauchig-herbe Bluesstimme.

Trotz einer kleinen Panne, weil ein Videoclip einfror, verlief der einstündige Abend recht unterhaltsam- Zu sehen ist diese Aufführung nur noch einmal, nämlich am 10. September um 22 Uhr im Werk 2 in der Oswaldgasse 35A.

Harald Lacina

 

 

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