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WIEN/ Volksoper: IM WEISSEN RÖSSL – surrealer Klamauk und Bombenstimmung. Premiere

SURREALER KLAMAUK UND BOMBENSTIMMUNG: VOLKSOPER STARTET NEUE SAISON TRIUMPHAL MIT BENATZKY’S „WEISSEN RÖSSL“ (6.9.2015)

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Sigrid Hauser, Wolfgang Hübsch. Foto: Barbara Palffy/Wiener Volksoper

Kaum eine andere Operette bietet so viele Ohrwurm-Nummern wie das 1930 in Berlin uraufgeführte „Weiße Rössl“ von Ralph Benatzky mit Texten von Hans Müller und Erik Charell: „Zuschaun kann i net“, „Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist“ oder die Titelmelodie – jeder kann da mitsingen. Und zugleich strotzt  die Handlung voller (Löwinger-)Klischees und Plattitüden. Deshalb ist das „Werbe-Musical für den Wolfgangsee“ seit Jahren zum Tummelplatz für Satiriker und „ Stück-Zertrümmerer “ mutiert. Auf der Strecke bleibt dann meist der vokale Gehalt dieses Werkes, zu dessen Weltruhm auch  einige Titel von Bruno Granichstaedten, Robert Stolz und Robert Gilbert beigetragen haben. Die Volksoper wagt den Spagat. Das Regieteam Josef  E. Köpplinger und Rainer Sinell (Ausstattung) liefern gemeinsam mit dem Choreographen Karl Alfred Schreiner eine temporeiche surreale Klamauk-Show. Und ein hochkarätiges Ensemble beeindruckt auch stimmlich-musikalisch.

Der junge aus Graz stammender Volksopern – Debüt – Dirigent – Michael Brandstätter – hält mit dem Chor und Orchester der Volksoper Wien ein enormes Tempo durch, das durch Aktionen auf mehreren Postkarten-Ebenen und  Aktionen im Zuschauerruhm abverlangt wird. Er hat eine gute Hand für die Sänger – etwa den Oberkellner Leopold: Daniel Prohaska war noch nie so höhensicher. In der Mittellage schmachtet er ja immer sehr weich und romantisch. Diesmal strahlen auch die Spitzentöne. Vom Typ ohnedies ideal spielt er voller Charme den zu-guter-Letzt denn doch Partner der Rössl-Wirtin, die resch und fesch von Sigrid Hauser wirklich  überzeugend auf die Bühne gestellt wird. Die österreichische Schauspielerin  und Kabarettistin  probierte die neue Erfolgsrolle bereits 2012 am Münchner Gärtnerplatztheater aus, wo das gesamte „Leading team“ dieser Produktion herkommt. Und sie wird ähnlich erfolgreich wie etwa  in  „Hallo Dolly“ sein.

Und auch der Rest des Ensembles kann als hochkarätig bezeichnet werden: Bernd Birkhahn ist der ewig unzufriedene „Berliner“ Wilhelm Giesecke. Die Wienerin  Mara Mestalier ist seine bildschöne, schönsingende Tochter Ottilie. Stimmlich gleichwertig zu Daniel Prohaska ist Carsten Süss mit Belcanto-Qualitäten als Dr. Otto Siedler. Hut ab ! Ein ganz und gar unkonventioneller Sigismund Sülzheimer ist der Burg-Schauspieler aus Norddeutschland Markus Meyer. Dieser „Tolpatsch“ ist sympathisch, quirelig und verfügt über eine angenehme Stimme. Großartig! Entzückend sein lispelndes Klärchen – Juliette Khalil. Die junge Debütantin wurde in Wien geboren, besuchte die Staatsopernschule und war zuletzt Klärchen in Steyr. Solide auch  Hans Dieter Knebel als Professor Hinzelmann; gütig, fast menschlich berührend Wolfgang Hübsch als alter Kaiser – sein „Es ist im Leben immer so“ wurde zu einem schlichten, emotionalen Höhepunkt dieser Produktion, die ansonsten von Tempo und „Action“ geprägt war. Außerdem muss man erwähnen: Helga Papouschek als neu erfundene Parodie einer Reiseleiterin bzw. Braut oder Fräulein Weghalter und Mrs. Portsmith. Eine unverwüstliche Temperaments-Kanone!  Hervorragend  einmal mehr auch Franz Suhrada als köstlicher Kammerdiener Ketterl bis zum frech-drolligen Piccolo des  Simon Fischerauer. Die Volksoper wollte gute Stimmung und bewarb den Wolfgangsee schon vor der Vorstellung. Im Orchester gab es Jagd-Hörner und drei Zithern. Eine Jazz-Combo lieferte neuen Sound. Und Martin Dablander begeisterte mit dem Erzherzog-Johann-Jodler. Jedenfalls war die Stimmung vom Start weg ausgezeichnet und hielt den ganzen Abend an. Zuletzt Jubel, Trubel, Heiterkeit – auch beim Regie-Team. Besser hätte der Saison-Start in der Wiener Volksoper nicht sein können.

Peter Dusek

 

 

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