MÜNCHEN / Bayerische Staatsoper 28.10.15 – WERTHER
Angela Browers Super-Charlotten-Debut und Rolando Villazons leidender Dichter
Am 25. war die erste Aufführung der Serie, nun am 28. die zweite. Es hat sich gelohnt, Angela Browers wunderbare Charlotte anzusehen und –hören. Ihren blühenden lyrischen Mezzo mit der leuchtenden Höhe kannten wir ja schon, ist sie doch ein Sprössling des hiesigen Opernstudios mit schönem Karriereaufschwung. Überrascht war man dann im zweiten Teil, welche Power Browers Stimme hergab. Es war ein einziger Genuss, diese schöne, schlanke Frau mit der Qualitätsstimme erleben zu dürfen, zumal Frau Brower auch eine großartige Schauspielerin ist.
Ihr zur Seite Rolando Villazon als Werther. Er stand mit Brower zusammen ja bereits bei Hoffmann auf der Münchner Bühne, später holte er sie zu seiner TV-Sendung mit jungen Künstlern, wo er betonte, wie gerne er mit der jungen Amerikanerin auf der Bühne stünde. So mag es für Brower hilfreich gewesen sein, gerade ihn bei ihrem bedeutenden Debut an ihrer Seite zu haben. Das unverkennbare Timbre ist nach wie vor da. Die Stimmpflege durch alte Musik hat das Volumen möglicherweise etwas verringert, aber eine gewisse Geschmeidigkeit gefördert. „Verrutschten“ ihm im ersten Teil noch ein paar Spitzentöne, so war im zweiten, dramatischeren Teil alles da, inklusive aller dramatischen Spitzentöne und einer herzerweichenden Ossian-Arie. Die lange Sterbeszene wurde durch beide Protagonisten zu einem bewegenden Erlebnis.
Glück hatten die Sänger mit Asher Fisch, der vom Pult aus äußerst pfleglich, vor allem mit dem Titelrollenträger, umging (und im Höhen-Notfall auch schon mal hilfreich zudeckte). – Das gesamte Familien- und Freunde-Ensemble (samt prima singender Kinderschar) führten Hanna-Elisabeth Müller/Sophie mit frischem Sopran und Michael Nagy/Albert mit etwas rauem Bariton an.
Lang anhaltender, heftiger Applaus! (c: Fischer-Boertzler)
Doro Zweipfennig
In den Aufführungen am 31.10. und 4.11. wird Matthew Polenzani den Werther verkörpern.
Fotos©Bay. STO-W. Hösl