Quantcast
Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208

BERLIN/ Staatsoper im Schillertheater: LE NOZZE DI FIGARO

Berlin, Staatsoper im Schillertheater:  Mozart Le nozze di Figaro am 13. November 2015

 Intendant und Regisseur Jürgen Flimm inszeniert Mozarts Figaro bereits zum wiederholten Male. Es ist seine Lieblingsoper, die er diesmal in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts an einen unbestimmten spanischen Badeort verlegt.

Launig und frech spielt das Ensemble, aber immer am und im Sinn der Handlung, gelegentlich outrierend, meist aber in der Balance zwischen Komik und Ernst, wie es Mozarts Musik und da Pontes Text so brillant ausgewogen vorgeben.

Magdalena Gut entwirft dazu einen stimmigen Bühnenraum, auch die Kostüme von Ursula Kudrna harmonieren hervorragend.

Gelegentlich verrutscht vor lauter Übermut dieses tollen Tages der Fokus und so wird auch manche delikate Szene vertändelt. Insgesamt aber kommt Freude und heitre Laune auf, die sich auf das Publikum spontan überträgt.

 Im Sängerensemble herrschen vokal die Frauen. DOROTHEA RÖSCHMANN ist zu einer Gräfin allererster Güte gereift. Mit großer Linie und üppigem Timbre nimmt man ihr die Leidensfigur in jedem Moment ab. In nichts nach steht ihr ANNA PROHASKA als modern-emanzipierte Susanna. Auch ihre Stimme hat an Leuchtkraft und Rundung gewonnen und mit großer Musikalität malt sie die „längste Sopranpartie der Opernliteratur“ vielfarbig aus.

Besser als KATHARINA KAMMERLOHER kann man die Marzeline nicht gestalten. Mit erotischer Stimmfülle entsteht ein hochintelligentes Rollenportrait (mit der Arie im 4.Akt), eine wahre Luxusbesetzung.

MARIANNE CREBASSA macht den pubertierenden Pagen Cherubin stimmlich und spielerisch wunderbar glaubhaft. „Non so piu“ gerät zu einer vibrierenden Kostbarkeit des Abends.

SONIA GRANE in der kleinen Barbarina-Rolle fällt durch eine außergewöhnlich schöne Stimme auf.

 Bei den Herren zieht an diesem Abend nicht die Titelfigur die Fäden, sondern mit schauspielerischem Verve und einer generösen Selbstverständlichkeit der Graf von ILDEBRANDO D´ARCANGELO. Seine bassfüllige Stimme, sein Slapstick- komisches Gehabe lassen die anderen Männer schwer im Schatten stehen. Insbesondere LAURI VASAR geht bei zwar solidem Bariton-Gesang als Figaro da schlichtweg unter. Zu wenig darstellerisch und vokal differenziert gibt er einen schüchtern- jugendlichen Vasall, dessen Ränke man nicht mitbekommt.

OTTO KATZAMEIER ist als Dr. Bartolo stimmlich in diesem Umfeld überfordert. Trocken und mit wenig Klangresonanz müht er sich in seiner Arie. Sehr eigen und charakteristisch erfreut  der Antonio von OLAF BÄR, sehr blass bleibt der Basilio von FLORIAN HOFFMANN, während das Urgestein PETER MAUS von der Deutschen Oper einen skurrilen Notar Don Curzio mimt.

 Die Staatskapelle Berlin klingt spielfreudig und unaufgeregt unter GUSTAVO DUDAMELs Leitung. Sehr geht er mit den Sängern und lässt musizieren, anstatt die Beteiligten in Korsette zu zwingen. Die kleinen Auftritte erfüllt der Staatsopernchor mit Spiellust und Klanglichkeit.

 Das Publikum geniesst die Aufführung und bedankt sich mit warmem Applaus.

 Christian Konz

Diese Seite drucken


Viewing all articles
Browse latest Browse all 11208