MÜNCHEN / Ballett-Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung 22.11.15 mit 2 Uraufführungen
Eine Talentshow der Studierenden der Ballett-Akademie der Hochschule für Musik
und Theater und der von Frau Prof. Konstanze Vernon gegründeten
Junior Company/Bayerisches Staatsballett II.
Die Studenten, angefangen bei den Kleinen, gestaffelt bis zur Abschlussklasse, durften sich und ihre Entwicklungsstufen in L’APRÈS-MIDI D’UNE … demonstrieren, einer Gemeinschaftschoreografie aller Professoren der Akademie nach Ideen von Jan Broeckx, dem Leiter der Akademie. Zunächst die Mädchen, dann die Buben – „wir können auch tanzen!“ – bis schließlich zum Pas de deux.
Richtig schwer und anspruchsvoll wurde es für die größeren Studenten im 2. Teil mit einer exzellenten Demonstration der kniffligen Bournonville-Technik, mit KONSERVATORIET von August Bournonville. Da zu Bournonvilles Zeit die fürstlichen Theater meist kleine Bühnen hatten, musste der Choreograf die technischen Schwierigkeiten auf kleinem Raum hinzaubern. So entstand dieser Stil, der vor allem eine verflixt komplizierte, aber federleicht aussehende Fuß- und Beinarbeit erfordert. Und das flutsche tatsächlich ganz wunderbar, vor allem Takafumi Tamagawa zeigte hier Soli, die von großem Talent und Potenzial Aufschluss gaben. Die beiden Grazien, Emma Antrobus und Bianca Teixeira demonstrierten das leicht Schwebende dieses Stils – und immer schön lächeln, egal wie schwierig das ist…
Für das STB II hat STB-Tänzer Dustin Klein ein Stück kreiert, „DisTanz“, dessen Uraufführung bei dieser Matinee stattfand. Für den Zuschauer höchst interessant, wie sich die von Klein ersonnene Roboter-Bewegungssprache unverkennbar aus dem klassischen Vokabular heraus entwickelt. Das ist spannend, zumal von den Juniors exzellent getanzt. Was dieser Spannung entgegensteht ist zum einen möglicherweise die Länge (viele Wiederholungen), zum anderen die gnadenlos hämmernde Geräuschkulisse, die den Zuhörer strapaziert und ermüdet.
David Russos À BOUT DE SOUFFLE (Breathless), dies wiederum mit den Akademisten, ist leider nur ein müder Abklatsch von Russell Maliphants so aufregendem „Broken Fall“. Und wenn man schon mit Licht aus – Licht an spielt, sollte bei Licht an etwas Interessantes, Überraschens zu sehen sein, aber es geht halt so weiter … Russo hat schon Einfallsreicheres geliefert.
Zum Finale die 2. UA: Davide Bombana, früher selbst STB-Tänzer, heute angesehener Choreograf, hat im Auftrag von Ballettdirektor Ivan Liška das Stück nach Leoš Janáčeks Suite aus „Das schlaue Füchslein“ erarbeitet – POLYCHROME DANCES. Eine Musik, die, wie Liška sagt, das Auf und Ab zwischen Lebensfreude und Melancholie oder Sehnsucht widerspiegelt. Bombanas neoklassische, jugendliche Raserei wird u. a. von einer wunderschönen Sehnsuchtssequenz unterbrochen, von Carl von Godtsenhoven sehr ausdrucksstark interpretiert.
Die Wiederholungs-Matinee wird dieses Mal anstatt 1 Woche danach wie üblich, erst 1 Monat später, am 20.12. stattfinden.
Doro Zweipfennig