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WIEN/ Volksoper: DON GIOVANNI – Nimrods Fluch und Rache

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WIEN/ Volksoper:  „DON GIOVANNI“ am 22.11. 2015. Nimrods Fluch und Rache

 Man könnte auch sagen Mord an Mozarts Meisterwerk. Die Einstellung zur Umsetzung dieses Stücks erinnert an die Worte des „Reichen Herrn“ von Strauss „Ariadne“ oder besser aus Moliers „Bürger als Edelmann“ Die Komödie und die Opern-Tragödie zugleich, also bei der Giovanni Umsetzung Italienisch oder Deutsch, beides zugleich. Das muss nicht so schön enden wie in der Oper „Ariadne auf Naxos“

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Andreas Mitschke, Kristiane Kaiser, Josef Wagner. Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

 Deutsch gesungene Rezitative, damit man die Handlung versteht und dann die Arien in der Originalsprache wäre eine durchaus akzeptable Lösung für ein Haus wie die Volksoper, und der Direktor würde sich damit nicht untreu , weil man versteht (dank der Übersetzungsanlage) bestimmt die Handlung. Aber nein, da musste eine Spezialist ran, es wurden die Sprachen während der kompletten Aufführung vermischt gesungen. „Turmbau zu Babel“ an der Volksoper. Ich erinnere mich eher dunkel an solche Abende in den späten50ern an der Wiener Staatsoper. Chor und Comprimarii deutsch, mit der Ausnahme Renato Ercolani als Remendado italienisch. Michaela, wenn Hilde Güden französisch, Anna Moffo italienisch, Mario del Monaco oder Giuseppe di Stefano italienisch oder französisch. Jean Madeira passte sich an. George London immer französisch. Ähnlich bei Aida. Ich dachte, diese Zeiten sind vorbei. Nun werden sie künstlich hervorgeholt. Ob man den Sängern einen Gefallen macht, das zu erlernen, was sie nie wieder brauchen können, auch nie für Soloabende, wer will schon eine zweisprachige, an unmöglichen Stellen geschnittene Arie in Konzerte hören!

 So litt die musikalische Umsetzung sehr darunter, weil sie den Eindruck hinterließ, sich aus Regie und Textanweisungen so eingeengt zu fühlen, dass die musikalische Mozartinterpretation eigentlich bei allen Sängern auf der Strecke blieb. Die große Enttäuschung für mich war  Jörg Schneider als Don Ottavio, von dem ich eigentlich viel Stilgefühl gewohnt bin, oder war er tatsächlich so damit beschäftigt sich nach Regieanweisung selber zu karikieren. Auch er hatte Texthüpfer ohne Ende. Das selbe ist eigentlich auch von Josef Wagner in der Titelrolle zu sagen, auch da vermisste ich so manch schöne Kantilene, die man von ihm voraussetzt. Mischa Schelomianski ist ein Leporello ohne persönlichen Witz und wenig Zugang für eine gepflegten Mozartstil. Darstellerisch können allerdings alle Beteiligten nichts Persönliches herausholen, da sie in ein steifes Klischee gepackt sind. Als Komtur konnte Andreas Mitschke stimmlich kaum überzeugen, sein Schlussauftritt war wenigstens wirkungsvoll.

Stimmlich sah es bei den Damen schlimm aus. Donna Anna, in Blau wie ihr Verlobter Ottavio, ist  Kristiane Kaiser. Sie wird derzeit quer durch den „Gemüsegarten“ besetzt. Ob das große Mozartfach ihre Richtung ist, ich glaube es nicht, beide Arien natürlich bilingual waren sehr unsauber in der Intonation und in den Kadenzen. Esther Lee singt die Donna Elvira in Pinky Outfit, sehr soubrettig mit sehr  – viel zu viel Vibrato und auch alles sehr unsauber. Sie und Zerlina haben allerdings auch die blödesten Aktionen zu spielen. Anita Götz ist eine echte Soubrette und daher für die Zerlina etwas zu wenig an Stimme, ihr Outfit ist besonders geschmacklos. Sie wird von der Regie sehr „trampelig“ gesehen, noch einfacher, schon fast wie ein Zombie kommt Masetto darstellerisch weg. Zu hören bekommt man von Ben Connor wenig bis nichts und welche Sprache er singt, ist auch wurst. Man versteht kein Wort.

Am Pult sehr ungeschliffen Jac van Steen. Mit Mozart hat das nichts zu tun.

 Die Regie lag in den Händen des  Altmeisters Achim Freyer. Diese zählte nicht zu seinen Sternstunden. Die Bühne nett, die Regie eingeengt und wenig einfallsreich. Eigentlich sehr enttäuschend Und repertoiretauglich in keiner Weise. Schon wegen der Nimrodschen Sprachkultur.

Elena Habermann

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