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BERLIN/ Komische Oper: MY FAIR LADY – bejubelte Premiere

Berlin/ Komische Oper: „MY FAIR LADY” von Frederick Loewe, bejubelte Premiere, 28.11.2015

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My Fair Lady,  Mitte Katharine Mehrling, Foto Iko Freese l drama-berlin.de

Katharine Mehrling (Eliza – Mitte) mit Christoph Späth (Pickering), Johannes Dunz (Freddy) und Susanne Häusler(Mrs. Higgins). Copyright: Iko Freese l drama-berlin.de

Ein neuer Knüller an der Komischen Oper, aber diesmal in der Regie von Andreas Homoki! Ledig aller früheren Intendanten-Sorgen gelingt dem Ex-Chef des Hauses mit dem Dauerbrenner „My Fair Lady“ bei seiner ersten Musical-Inszenierung (!) ein Wunderwerk an Frische, Pepp, Personenführung und Bühnenzauber. Es ist seine bisher beste Regietat in Berlin, und bereits zur Pause gibt’s heftigen Applaus.

Schon der Anfang ist eine superbe Idee. Während  der Ouvertüre – vom Orchester des Hauses unter der Leitung der Lettin Kristiina Poska mit Munterkeit gebracht, schließen sich die beiden Vorhänge. Als sie sich wieder öffnen, hat der anfangs zu sehende Uralt-Plattenspieler einem überdimensionalen „His Masters Voice“-Grammophon Platz gemacht. Bald werden es immer mehr und drehen sich auch mal lustig im Kreis (Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann).

Ansonsten braucht es oft nur einen Sessel als Mobiliar in der simpel eingerichteten Wohnung des besessenen Sprachwissenschaftlers Professor Henry Higgins alias Max Hopp, der schon „Im Weißen Rössl“ und in „Eine Frau, die weiß, was sie will“ Lachsalven auslöste.

Hier gibt er einen vertrottelten Junggesellen, der sich nach einer Wette mit dem aus Indien angereisten Oberst Pickering (Christoph Späth) bekanntlich daran macht, das Blumenmädchen Eliza Doolittle allein durch die Oberklassensprache in eine Lady zu verwandeln. Hopp gelingt die Charakterstudie des fanatischen, total rücksichtslosen Lehrers, der seine Schülerin nur als Objekt seines Ehrgeizes sieht und entsprechend behandelt. Der sich selbst jedoch als freundlich und rücksichtsvoll einschätzt.

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My Fair Lady, Katharine Mehrling, Max Hopp und Cristoph Späth, Foto Iko Freese l drama-berlin.de

Katharine Mehrling mit Max Hopp (Prof. Higgins) und Christoph Späth. Copyright: Iko Freese l drama-berlin.de

Die Liedtexte von Alan Jay Lerner nach George Bernard Shaws gesellschaftskritischem Stück „Pygmalion“ haben es also in sich. Hopp, der hurtig Gelenkige mit der passenden Stimme, hält jedoch die Balance zwischen Fiesling und Lehrer, nicht zuletzt durch den Gentleman Pickering, der Elisa öfter in Schutz nimmt. Zusammen bilden die beiden erklärten Junggesellen ein höchst amüsantes Paar. Auch die adrett-komische Haushälterin Mrs. Pearce (Christiane Oertel in dieser Sprechrolle) steht, nachdem sie dem zeternden Blumenmädchen die dreckigen Klamotten vom Leibe gerissen hat, bald auf ihrer Seite.

Doch was wären sie alle ohne diese Super-Eliza, die fabelhafte Katharine Mehrling, die stimmlich und schauspielerisch alle Register beherrscht. Die als Blumenmädchen in der Latzhose (Kostüme: Mechthild Seipel) sich die Nase im Ärmel abwischt und einen aberwitzigen Berliner-Schlesischen Slang (mit „i“ statt „ü“) spricht. Die Higgins und Pickering als freche Großstadtgöre zunächst ungeniert Contra gibt, dem versoffenen Vater jedoch einen Geldschein für weitere Biere in die Hand drückt.

Jens Larsen als Alfred P. Doolittle, der Bass des Hauses für alle Zwecke, stürzt sich mit sichtlichem Spaß in diese Rolle. „Mit nem kleenen bisschen Glück“ wird er später singen, als Higgins die Tochter in sein Haus aufnimmt, was auch ihm zugute kommen wird. Schließlich werden vor seiner lange vermiedenen Hochzeit schicke Tänzerinnen aus einem überdimensionalen Grammophon-Trichter (Choreographie: Arturo Gama) in die bereits Feiernden rutschen, dargestellt von den spielfreudigen Chören (einstudiert von David Cavelius) und 10 Tänzern, den Jungs aus der Unterschicht, diesmal aber ohne die ( sonst am Hause zumeist üblichen) nackten Hintern.

Einer von ihnen, Zoltan Fekete, ein Ungar, spielt auch den sonderbar ungarisch gekleideten Professor Zoltan Karpaty, einen Ex-Schüler von Higgins. Voller Begeisterung über Elizas Schönheit reißt er ihr gleich die Schleppe vom Ballkleid und verkündet dem edlen Publikum, sie sei sicherlich eine ungarische Prinzessin. Eine irrwitzig komische Szene.

Davor natürlich Elizas erster entscheidender, mit großer Mühsal erreichter Lernerfolg mit dem Hit: „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“, danach das glückliche Tanzen mit dem darauf folgenden „Ich hab’ getanzt heut’ Nacht“. Toll gespielt, toll gesungen!

Die Kleine wird  nun mit Hilfe der eingeweihten Mutter Mrs. Higgins (Susanne Häusler) beim Pferderennen in Ascot getestet, wo sie aber nach den ersten eingetrichterten Sätzen, munter vom versoffenen Vater plaudernd, einen Eklat auslöst, aber den jungen Freddy Eynsford-Hill (Johannes Dunz) total bezaubert.

Zurück zum zweiten, mit Glanz und Gloria bestandenen Test, dem schon erwähnten Ball. Und nun? Higgins hat die Wette gewonnen, die beiden Herren feiern sich selbst, kein einziges Lob für Eliza, die soviel dafür getan hat (und so ihren Namen Doolittle Lügen straft). Wo soll sie nun hin? Higgins ist das egal.

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My Fair Lady, Max Hopp vor dem Uralt-Plattenspieler, Foto Iko Freese l drama-berlin.de

Max Hopp mit dem Grammophon. Copyright: Iko Freese l drama-berlin.de

Wie gut kann nun Katharine Mehrling ihre Enttäuschung zeigen und danach ihre Emanzipation. Sie geht, will angeblich den Nur-Schwärmer Freddy heiraten. Higgins, der Super-Egoist, versteht die Welt nicht mehr, ist wütend, fühlt aber erstmals einen Verlust, eine Liebesregung („Ich hab’ mich so an sie gewöhnt…“). Er vermisst ihr Gesicht, legt die Platte mit ihren ersten Blumenmädchen-Sätzen auf. Anders als beim Skeptiker Shaw kehrt sie, die Higgins schon lange heimlich liebt, zu ihm zurück.

Riesenjubel für alle, selbstverständlich auch fürs Regieteam, für diesen schwungvollen, absolut gelungenen Glücklichmacher mit Tiefsinn.    

Ursula Wiegand

Weitere Termine, teils alternierend besetzt, am 5., 9., 15., 27., 31. Dezember (2 mal), dann 2016 am 15.01 Jan., am 08. und 20. Febr., am 19. März, weitere im Juni und schließlich zum Saisonende am 8. Juli nächsten Jahres.

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