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WIEN/ Staatsoper: HÄNSEL UND GRETEL. Thielemanns letzter Abend in dieser Saison

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WIEN/ Staatsoper – 29.11. 2015: „HÄNSEL UND GRETEL“

 Thielemanns letzter Abend in dieser Saison

Hänsel Hexe x
Michaela Schuster (Hexe). Foto: Barbara Zeininger

 Diese vierte Aufführung der Premierenserie war auch schon wieder der letzte Abend des gefeierten Dirigenten. Die letzten beiden Abende dieser Produktion wird Patrick Lange übernehmen, der damit ein schweres Erbe antritt. Denn Christian Thielemann überträgt seine Begeisterung für dieses „Kinderstubenweihfestspiel“, das auf so einzigartige Weise das große romantische Orchester mit terzenseligen, volksliedhaften Stellen verbindet, auf alle Mitwirkenden und so werden die orchestralen Teile zu den wahren Höhepunkten der Aufführung. Mit welcher Liebe zum Detail der Dirigent hier die lyrischen Phrasen gestaltet und dann auch den Hexenritt voll aufrauschen lässt, das ist schon den Abend wert. Szenisch hat der Regisseur Adrian Noble auch auf das Nachwuchspublikum Rücksicht genommen und es ist in diesem Fall durchaus legitim, die acht Minuten Vorspiel durch eine Pantomime zu untermalen, damit die Kleinen nicht die ganze Zeit auf einen geschlossenen Vorhang starren müssen und dabei noch Ruhe geben sollen. So wird also eine Familie gezeigt, die am Weihnachtsabend (warum wird dieses Werke eigentlich immer als Weihnachtsoper gesehen?) Bilder aus einer Laterna magica betrachtet. Am Ende der Ouverture treten die Kinder, wie Alice durch den Spiegel, durch die Projektionsfläche und landen direkt im Märchenland.

Daniela Sindram singt einen Tag nach einer Fricka in München einen sehr burschikosen Hänsel, der auch optisch sehr glaubwürdig ist. Die Schwester Gretel ist nun für die ganze Serie bei Ileana Tonca gelandet. Ihr heller Sopran kontrastiert sehr gut zum dunkel timbrierten Hänsel. An der Stimme von Janina Baechle sind die schweren Partien nicht spurlos vorbeigegangen. Ihre Gertrud klingt so schrill und dabei von sehr begrenztem Volumen, als wollte sie schon einen Vorgeschmack auf die Hexe geben. Da bewies allerdings Michaela Schuster, dass es noch eine Steigerung gibt. Eine schrille Stimme wäre ja durchaus zur Rolle passend, aber eine gewisse Sorgfalt auf die Textverständlichkeit zu legen, würde wirklich nicht schaden. Eine solide Leistung bot der bei der Premiere verhinderte Adrian Eröd als Peter mit einem klangvollen Bariton. Als Sandmännchen präsentierte sich Annika Gerhards mit einer wenig tragfähigen Stimme. Vermutlich aus diesem Grund versuchte sie dann beim Auftritt als Taumännchen die ersten Passagen mit vollem Druck herauszupressen, was die Sache aber auch nicht verbesserte. Sehr gut präsentierte sich der von Johannes Mertl geleitete Kinderchor.

Ein Triumph für das Orchester und den Dirigenten und eine Produktion, die durchaus das Zeug hat, den Nachwuchs zu einem Opernbesuch zu animieren.

 Verwunderlich ist, dass das gute Programmheft vier Seiten den Märchenopern widmet und kein einziges Mal der Name Rimski-Korsakow erwähnt wird.

Wolfgang Habermann

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